REPOWER

Bericht des Verwaltungsratspräsidenten

Dr. Eduard Rikli, Präsident des Verwaltungsrates:

«Dank ihrer soliden Position bei gleichzeitiger Innovationsfähigkeit kann Repower die aktuellen Herausforderungen meistern.»

Anspruchsvolle politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die anhaltend tiefen Strompreise haben 2013 zu einem herausfordernden Jahr für die Energieakteure gemacht. In diesem Umfeld ist die Wirtschaftlichkeit bestehender konventioneller Produktionsanlagen und neuer Projekte gefährdet. Insbesondere die Wasserkraft steht unter grossem Druck. Aus strategischer Sicht hat Repower 2013 nebst der Konsolidierung ihres Kerngeschäfts ihre Aktivitäten im Bereich der intelligenten Systemintegration weiter vorangetrieben.

Insbesondere drei Ursachen liegen den nach wie vor tiefen Strompreisen zugrunde: Erstens ist der Markt durch die übermässige Förderung der neuen erneuerbaren Energien verfälscht. Die vorrangige Einspeisung der vollständig subventionierten Solar- und Windenergie verdrängt nicht-subventionierte Anlagen – insbesondere die Grosswasserkraft – vom Markt. Zweitens ist der Stromverbrauch in vielen Ländern weiterhin tief, was zusammen mit dem ersten Punkt zu Überkapazitäten führt. Und drittens sind der CO2-Preis und der Kohlepreis, die massgeblichen Einfluss auf den Strompreis haben, ebenfalls sehr tief.

Der niedrige Euro/Franken-Wechselkurs trug auch 2013 nicht zu einer Entspannung der Situation bei und es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass dieser in absehbarer Zeit signifikant steigen wird. Repower wird sich darauf einstellen und sich entsprechend anzupassen wissen. Regulatorische Unsicherheiten hemmen die Investitionsfreude der Marktakteure zusätzlich.

Viel diskutiert wird derzeit die Einführung von Kapazitätsmärkten. Über solche Märkte würden Kraftwerksbetreiber nicht für die Einspeisung von Energie vergütet, sondern dafür, dass sie in ihren flexibel einsetzbaren Anlagen Reserveleistung vorhalten. Aus der Sicht von Repower sind Kapazitätsmärkte kein opportunes Mittel, um die derzeit vom Markt benachteiligte Wasserkraft zu stärken. Sie wären lediglich ein weiteres Element, das den Markt verzerrt, da sie nur die Symptome des aktuell gestörten Marktes bekämpfen, nicht aber deren Ursachen beheben.

Wasserkraft ist unter Druck

Die Folgen der oben beschriebenen anspruchsvollen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind offensichtlich: Bestehende Kraftwerksanlagen und neue Projekte verlieren an Wert, wobei sich die Situation besonders negativ auf die Grosswasserkraft auswirkt. Diese Entwicklung ist äusserst unerfreulich, sie gefährdet die Wirtschaftlichkeit der wertvollen einheimischen Wasserkraft – aus der in der Schweiz ca. 60 Prozent der Stromerzeugung stammt – und mit ihr die Energiestrategie 2050 des Bundes, bei der dieser Energieträger einen wichtigen Pfeiler darstellt.

Investitionen in nicht-geförderte neue Anlagen rechnen sich wirtschaftlich momentan nicht, was auch bei Repower zu umfassenden Wertberichtigungen auf sämtlichen Kraftwerksprojekten führte. Sie wird ihren Fokus bei künftigen Investitionen deshalb stärker auf geförderte Produktionsanlagen legen und zusätzlich neue, innovative Geschäftsfelder erschliessen. Dennoch bleibt für das Unternehmen die Wasserkraft von zentraler Bedeutung. Repower ist davon überzeugt, dass die Wasserkraft das Fundament bildet, ohne das die Energiewende nicht zu schaffen ist.

Auf operativer Ebene bewegt sich Repower in diesem steinigen Umfeld ansprechend (vgl. Bericht des CEO auf den Seiten 12 bis 15).

Gleich lange Spiesse für die Schweiz

Angesichts der aktuellen Herausforderungen auf dem Strommarkt ist mehr Marktorientierung unabdingbar. Um die Rahmenbedingungen für die Grosswasserkraft, Pumpspeicher und andere systemrelevante Anlagen zu verbessern, setzt sich Repower dafür ein, dass die bestehenden Vergütungsmodelle für erneuerbare Energien – KEV in der Schweiz und EEG in Deutschland – durch ein marktbasiertes Quotensystem ersetzt werden. Ein solches würde dazu führen, dass die effizientesten erneuerbaren Anlagen zuerst realisiert würden. Bis solche neuen Marktmodelle greifen, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen. In der Zwischenzeit müssen die Interessen der Grosswasserkraft bestmöglich gewahrt werden, indem die aktuellen Fördersysteme angepasst werden. Erneuerungen und Ausbauten bestehender Anlagen sowie Projekte von nationaler Bedeutung sind dabei zu priorisieren.

Repower vertritt überdies den Standpunkt, dass Stromsparverpflichtungen für die Versorger zu vermeiden sind. Sie widersprechen der vermehrten Substitution von fossilen Energien durch elektrische Energie, die im Rahmen der Energiewende ausdrücklich erwünscht ist. Ausserdem sind sie wirtschaftsfeindlich, mit der angestrebten Marktliberalisierung nur schwer zu vereinen und verhindern neue und innovative Angebote.

Bei der Umgestaltung des Energiesystems ist eine gesamteuropäische Betrachtungsweise unerlässlich. Die Stromflüsse enden nicht an den Landesgrenzen, weshalb Alleingänge nicht zielführend sind. Für Schweizer Unternehmen, die im Ausland tätig sind, sind Rechtssicherheit und gleich lange Spiesse die Grundvoraussetzungen für erfolgreiche internationale Aktivitäten.

Neues Geschäftsfeld «New Tech Business» im Aufbau

Repower hat ihre strategische Grundausrichtung im Kerngeschäft 2013 konsolidiert. Sie basiert auf vertikaler Integration entlang der gesamten Strom-Wertschöpfungskette in den vier Schlüsselmärkten Schweiz, Italien, Deutschland und Rumänien sowie auf Tätigkeiten im Gasgeschäft. Zur Stärkung der Position bilden Kooperationen mit anderen Energieversorgungsunternehmen einen integrierenden Bestandteil der Strategie. Dieses Partnermodell soll weiter ausgebaut werden.

Überdies arbeitete Repower im letzten Jahr weiter am Aufbau eines neuen Geschäftsfelds «New Tech Business». Das sich wandelnde Energieumfeld erfordert zunehmend technologische Innovationen, welche die Veränderung treiben. Vor dem Hintergrund der Energiewende gewinnt die intelligente Systemintegration, die Einbindung dezentraler Strukturen und Erhöhung der Energieeffizienz an Bedeutung. Repower wird ihre Anstrengungen in diesem Bereich weiter intensivieren.

In Bezug auf Beteiligungen an Kohlekraftwerkgesellschaften hält sich Repower an die generelle strategische Ausrichtung, die von der Regierung des Kantons Graubünden als Mehrheitsaktionär formuliert wurde. Diese Eignerstrategie sowie die generellen Entwicklungen des Umfeldes haben den Verwaltungsrat veranlasst, Beteiligungen an Kohlekraftwerkgesellschaften nicht weiter in Erwägung zu ziehen. Repower wird, was das Projekt Saline Joniche betrifft, unter Einhaltung der eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen spätestens bis Ende 2015 geordnet aussteigen.

Die Herausforderungen in der Energiebranche werden noch einige Zeit anhalten. Dank ihrer Verankerung in den Schlüsselmärkten, ihrer gesunden Bilanz und ihrer Innovationskraft ist Repower gut positioniert, um sie zu bewältigen.