Die Wertberichtigungen, die Repower per Ende 2013 auf ihren Projekten vornahm, widerspiegeln die aktuellen anspruchsvollen Marktbedingungen nicht nur für bestehende Anlagen, sondern auch für neue Vorhaben. Die Jahre 2013 und 2014 nutzt Repower dazu, eine umfassende Standortbestimmung bei ihren Produktionsprojekten vorzunehmen.
Das Projekt Leverkusen, das die Erstellung eines hocheffizienten Gas- und Dampfturbinenkraftwerks am wichtigsten Chemiestandort Deutschlands vorsieht, kam 2013 im Bewilligungsverfahren einen entscheidenden Schritt vorwärts: Im März erteilte die Bezirksregierung Köln als Genehmigungsbehörde den «immissionsschutzrechtlichen» Vorbescheid. Überdies wurden im vergangenen Jahr die Partnersuche, die Baufeldvorbereitungen und die Vergabeverhandlungen weitergeführt. Trotz der allgemein schwierigen Marktlage ist das hochflexibel einsetzbare Kombikraftwerk dank Deckungsbeiträgen aus der Dampflieferung für die am Chemiestandort ansässigen Unternehmen sowie dank der Förderung von Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung gut positioniert. Mehr Angaben zum Projekt und zur Zusammenarbeit mit dem Chemieparkbetreiber CURRENTA sind auf den Seiten 16 und 17 dieses Geschäftsberichts zu finden.
Im Projekt Lagobianco konnten 2013 weitere Planungsarbeiten abgeschlossen werden. Ausserdem haben für das geplante 1000-MW-Pumpspeicherwerk im Puschlav die Arbeiten am Auflageprojekt begonnen. Auf Bewilligungsebene steht als nächster Schritt der Konzessionsgenehmigungsentscheid des Kantons Graubünden an.
Repower ist davon überzeugt, dass flexiblen Pumpspeicher-Kraftwerken zum Ausgleich des unregelmässig anfallenden Stroms aus neuen erneuer-baren Energien in Zukunft eine Schlüsselrolle zukommt. Lagobianco ist unter den möglichen Projekten ausgezeichnet positioniert. Aufgrund des schwierigen Marktumfeldes, verursacht durch falsch aufgesetzte Fördersysteme, muss jedoch mit einer mehrjährigen Projektverzögerung gerechnet werden. Repower reduziert deshalb die Aufwendungen für die weitere Projektentwicklung auf das notwendige Minimum; die Projektgenehmigung soll nach der Konzessionsgenehmigung durch die Kantonsregierung etappenweise erfolgen und insbesondere die notwendige Erneuerung von bestehenden Anlagen im Rahmen des Gesamtkonzeptes Lagobianco ermöglichen.
Auch das Projekt zum Bau des Wasserkraftwerks Chlus im Raum vorderes Prättigau/Bündner Rheintal bewegt sich in einem anspruchsvollen Umfeld. Voraussichtlich noch in den nächsten Monaten stimmen die zwölf betroffenen Gemeinden über die Erteilung der Konzession zur Nutzung der Wasserkraft ab; bei positivem Resultat werden anschliessend das Konzessionsgenehmigungsgesuch eingereicht und die weitere Planung an die Hand genommen. Im vergangenen Jahr wurde intensiv am Umweltverträglichkeitsbericht 1. Stufe und den entsprechenden Fachgutachten sowie am technischen Bericht für das Konzessionsprojekt gearbeitet. Chlus kann mit einer geplanten installierten Leistung von rund 62 Megawatt und einer jährlichen Produktion von etwa 214 Gigawattstunden einen wesentlichen Beitrag zu den Wasserkraft-Ausbauzielen des Kantons Graubünden sowie zur Energiestrategie 2050 des Bundes leisten. Das Kraftwerk ergänzt die bereits bestehenden Anlagen im Prättigau und wird von den Umweltorganisationen mitgetragen.
In Italien ist das Genehmigungsverfahren für das 570-MW-Pumpspeicherwerk Campolattaro in der Region Kampanien im Gang. Derzeit laufen Verhandlungen mit potenziellen Investoren. Die Anlage soll einst wichtige Speicherkapazitäten für den in Süditalien produzierten Strom aus Wind und Sonne bereithalten.
Ende 2013 beschloss Repower unter Berücksichtigung der angenommenen «Kohleinitiative» aus dem in Kalabrien geplanten, hochmodernen Kohlekraftwerkprojekt Saline Joniche geordnet auszusteigen. Weitere wichtige Argumente für diesen Entscheid waren die politischen Unsicherheiten, die allgemeine unklare Rechtslage sowie die sich rasch ändernden Marktbedingungen. Damit hält sich Repower auch an die generelle strategische Ausrichtung, die vom Kanton Graubünden als Mehrheitsaktionär formuliert wurde. Repower wird den geordneten Ausstieg unter Einhaltung der eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen bis spätestens Ende 2015 umsetzen.
Schliesslich nahm Repower 2013 ein neues Projekt in Angriff: Sie plant den Bau einer grenzüberschreitenden Merchant Line zwischen dem Bergell und der Valchiavenna. Die vollständig unterirdisch verlaufende 220-kV-Leitung wird die Schaltanlagen Castasegna (CH) und Mese (I) miteinander verbinden und damit die Versorgungssicherheit sowie die Transportkapazitäten zwischen den beiden Ländern erhöhen.