REPOWER

Anhang zur konsolidierten Jahresrechnung

6) Risikomanagement und Finanzrisikomanagement

Grundlagen

Die Repower-Gruppe erkennt und handhabt die Risiken mit einem gruppenweiten Risikomanagement-Ansatz. Die Enterprise Risk Management-Funktion, das Konzept der drei Verteidigungslinien gegen Risiken, der integrierte Risikomanagement-Prozess und die gelebte Risikokultur sind die Instrumente dafür. Die Repower-Risiken sind den vier Hauptkategorien Geschäfts- und strategische Risiken, Markt- und Kreditrisiken, Compliance-Risiken und Risiken der finanziellen Berichterstattung zugeordnet.

Als wesentliche Risiken im Rahmen der operativen Geschäftstätigkeit der Repower-Gruppe werden in diesem Bericht die Markt- und Gegenparteirisiken sowie die Liquiditätsrisiken beleuchtet. Die Risikomanagement-Aktivitäten bezüglich der Compliance und regulatorischen Risiken, der Geschäfts- und strategischen Risiken sowie der Risiken der finanziellen Berichterstattung werden am Schluss dieses Kapitels beschrieben. Risikomanagement bedeutet hierbei insbesondere die Begrenzung und aktive Steuerung der Risiken sowie die Gewährleistung der Funktion eines Frühwarnsystems für die verschiedenen Managementebenen. Die Vorgaben des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung werden in Weisungen, Direktiven und Limitensystemen umgesetzt. Ziel ist es, ein angemessenes Verhältnis zwischen den eingegangenen Geschäftsrisiken, den Erträgen, den Investitionen und dem risikotragenden Eigenkapital sicherzustellen. Die Einhaltung der Vorgaben für jede Risikokategorie wird periodisch überprüft und berichtet.

Marktrisiken

Repower ist im Rahmen der Geschäftstätigkeit verschiedenen Marktrisiken, vornehmlich dem Energiepreis-, dem Zinsänderungs- und dem Währungsrisiko ausgesetzt.

Energiepreisrisiko

Die Energiegeschäfte, inklusive Eigenhandel, dienen der Beschaffung von Energie und Brennstoffen für die physische Abdeckung von Lieferverpflichtungen, dem Absatz der eigenen Produktion und zur Optimierung des Gesamtportfolios. Beim Energiepreisrisiko wird gemäss lAS 39 «Finanzinstrumente: Ansatz und Bewertung» unterschieden zwischen Positionen zum Eigenbedarf (Own-use) und solchen zu Handelszwecken (Held for Trading, HfT). Die Bereiche Vertrieb und Produktion wickeln die Transaktionen über das interne Marktmodell ab. Dadurch findet eine strukturell bedingte Risikomitigation im Handel statt. Die Energiepreisrisiken aus der Preisvolatilität, der Veränderung von Preisniveaus und Preisstrukturen sowie aus sich ändernden Marktkorrelationen werden im Handel durch Limitenvorgaben eingegrenzt und vom Risikomanagement handelstägig überwacht. Das Risk Management Committee (RMC) beurteilt monatlich die diesbezügliche Risikosituation im Energiegeschäft. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung werden durch die Berichterstattung des RMC quartalsweise und bei ausserordentlichen Ereignissen über die Risikosituation ad hoc informiert.

Zinsänderungsrisiko

Das Zinsänderungsrisiko bezieht sich in erster Linie auf die langfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten. Veränderungen des Zinsniveaus führen bei variabel vereinbarten Zinssätzen zu einem Zinsänderungsrisiko. Aufgrund der langen Investitionshorizonte bei den kapitalintensiven Kraftwerken und Netzen finanziert sich Repower grundsätzlich langfristig und mit gestaffelten Fälligkeiten. Zudem werden Zinssituation und Absicherungsmöglichkeiten laufend überprüft. Derivative Finanzinstrumente – insbesondere Zinssatzswaps – werden eingesetzt und unter bestimmten Voraussetzungen als Sicherungsbeziehungen bilanziert (Hedge Accounting). Ein weiteres Zinsänderungsrisiko besteht auf variabel verzinslichen Positionen des Umlaufvermögens, insbesondere bei den Sichteinlagen. Dieses Risiko wird durch ein aktives Cash Management minimiert.

Währungsrisiko

Verkauf und Bezug von Lieferungen und Leistungen erfolgen bei der Repower-Gruppe grösstenteils in Euro und teilweise in Schweizer Franken. Die ausländischen Gruppengesellschaften tätigen ihre sonstigen Transaktionen fast ausschliesslich in ihrer funktionalen Währung. Auf diesen Transaktio- nen besteht kein Währungsrisiko. Für die Repower AG und deren Gruppengesellschaften mit einer vom Euro abweichenden funktionalen Währung bestehen Kursschwankungsrisiken auf Positionen in Euro. Insbesondere unterliegen auch gruppenintern gewährte Darlehen dem Währungsrisiko. Ein Teil des Währungsrisikos wird eliminiert durch die vereinbarungsgemässe Verrechnung von Forderungen und Verbindlichkeiten in Fremdwährung. Zur Reduktion des Währungsrisikos werden Devisentermingeschäfte abgeschlossen. Nettoinvestitionen in ausländische Gruppengesellschaften unterliegen ebenfalls Wechselkursänderungen. Diese langfristigen Engagements werden jedoch nicht abgesichert.

Gegenparteirisiken

Das Gegenparteirisiko besteht aus dem Settlement Risk und dem Replacement Risk:

Settlement Risk

Settlement Risk ist gegeben, wenn Kunden ihre finanziellen Verpflichtungen nicht wie vereinbart erfüllen können. Die Tätigkeiten des Risikomanagements beruhen auf einer fortlaufenden Bonitätsprüfung der Gegenparteien und dem Management von entsprechenden Sicherheiten.

Replacement Risk

Replacement Risk ist gegeben, wenn durch den Ausfall der Gegenpartei die Position nur zu ungünstigeren Konditionen am Markt beschafft oder veräussert werden kann.

Das Settlement Risk und das Replacement Risk werden bei der Bewertung des Risikoexposures und im Limitensystem berücksichtigt.

Liquiditätsrisiken

Liquiditätsrisiken entstehen, wenn die Repower-Gruppe ihre Verplichtungen nicht wie vereinbart oder nicht zu wirtschaftlich angemessenen Bedingungen erfüllen kann. Repower überwacht laufend das Risiko eines etwaigen Liquiditätsengpasses. Mittels Cashflow-Prognosen wird zudem die zukünftige Entwicklung der Liquidität antizipiert, um frühzeitig Massnahmen bei Über- oder Unterdeckung treffen zu können.

Das Liquiditätsrisiko bezieht sich laut Standard ausschliesslich auf die Finanzverbindlichkeiten. Um das effektive Liquiditätsrisiko aus derivativen Finanzinstrumenten aufzuzeigen, werden in der nachstehenden Tabelle im Abschnitt «Derivative finanzielle Verbindlichkeiten» die Mittelzu- und  -abflüsse aus Kontrakten mit negativen als auch mit positiven beizulegenden Zeitwerten dargestellt.

Zum Bilanzstichtag bestehen finanzielle Verbindlichkeiten (Beträge stellen die vertraglichen, undiskontierten Zahlungsströme dar) in folgenden Fälligkeitszeiträumen:

  Buchwert Geldflüsse < 4 Monate 4-12 Monate 1-5 Jahre > 5 Jahre
2014            
             
Derivative finanzielle Verbindlichkeiten 6 612          
Devisentermingeschäfte 65          
Mittelzufluss   198 198 - - -
Mittelabfluss   263 - 263 - -
Energiehandelsgeschäfte -10 439          
Mittelzufluss   2 062 830 546 747 1 128 898 387 185 -
Mittelabfluss   2 036 307 545 541 1 102 577 388 189 -
Zinssatzswaps 16 986          
Mittelzufluss - - - - - -
Mittelabfluss   16 986 317 803 5 054 10 812
             
Nichtderivative finanzielle Verbindlichkeiten 1 076 523          
Langfristige Finanzverbindlichkeiten 551 738 660 765 - - 330 706 330 059
Kurzfristige Finanzverbindlichkeiten 83 806 101 747 1 391 100 356 - -
Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten 440 979 440 979 430 586 10 393 - -
  Buchwert Geldflüsse < 4 Monate 4-12 Monate 1-5 Jahre > 5 Jahre
2013            
             
Derivative finanzielle Verbindlichkeiten -13 070          
Devisentermingeschäfte 98          
Mittelzufluss   3 3 - - -
Mittelabfluss   101 101 - - -
Energiehandelsgeschäfte -19 645          
Mittelzufluss   2 949 482 708 318 1 744 426 496 738 -
Mittelabfluss   2 925 027 689 083 1 685 787 550 157 -
Zinssatzswaps 6 477          
Mittelzufluss   298 - 17 66 215
Mittelabfluss   6 775 82 704 2 301 3 688
             
Nichtderivative finanzielle Verbindlichkeiten 976 535          
Langfristige Finanzverbindlichkeiten 521 841 578 374 - - 394 106 184 268
Kurzfristige Finanzverbindlichkeiten 31 996 48 614 2 809 45 805 - -
Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten 422 698 422 698 410 145 12 553 - -

In der Bilanz sind die Devisentermingeschäfte sowie die Zinssatzswaps unter den «Langfristigen Finanzverbindlichkeiten» und/oder den «Kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten» ausgewiesen.

Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen enthalten folgende überfällige und nicht wertgeminderte Beträge:

  31.12.2014 31.12.2013
     
Weniger als 30 Tage überfällig 17 933 23 695
31-60 Tage überfällig 6 225 1 549
61-90 Tage überfällig 3 039 3 822
91-180 Tage überfällig 4 964 9 762
181-360 Tage überfällig 9 167 13 773
Mehr als 360 Tage überfällig 31 623 30 953

Die Summe der weder wertgeminderten noch überfälligen Forderungen beträgt TCHF 371 918 (Vorjahr: TCHF 369 962). Bei diesen Forderungen bestehen keine Anzeichen, die eine Wertberichtigung erforderlich machen würden.

Der Bestand an Wertberichtigungen hat sich wie folgt entwickelt:

  31.12.2014 31.12.2013
     
Anfangsbestand 28 508 27 211
Zugänge 7 330 8 476
Verwendung -6 416 -7 416
Auflösung -1 600 -194
Umgliederung IFRS 5 -1 321 -
Umrechnungsdifferenzen -590 431
Endbestand 25 911 28 508
     

Für wesentliche Positionen, deren Zahlungseingang unsicher ist, werden Einzelwertberichtigungen auf Basis von internen und externen Bonitätsinformationen vorgenommen. Des Weiteren werden pauschalisierte Einzelwertberichtigungen auf der Basis von historischen Debitorenausfällen und aktuellen Informationen berechnet. Für die wertberichtigten Forderungen sind weder Sicherheiten noch andere Kreditverbesserungen vorhanden.

Des Weiteren verfügt Repower zum Bilanzstichtag über folgende zugesicherte und nicht beanspruchte Bankkreditlinien:

  31.12.2014 31.12.2013
     
Nicht beanspruchte allgemeine Kreditlinien 140 000 160 000
Zusätzliche nicht beanspruchte Kreditlinien für die Ausstellung von Garantien 172 914 171 225

Sensitivitätsanalysen bezüglich den Marktrisiken

Zum Abschlussstichtag erstellt Repower für jede Marktrisikokategorie eine Sensitivitätsanalyse und ermittelt die potentiellen Auswirkungen verschiedener Szenarien auf das Jahresergebnis und das Eigenkapital. Dabei werden die Auswirkungen jeweils einzeln untersucht, d.h. wechselseitige Abhängigkeiten der einzelnen Risikovariablen werden nicht berücksichtigt. Für die einzelnen Marktrisikokategorien wurden folgende Szenarien analysiert:

Energiepreisrisiko

Die zum Eigenbedarf gehaltenen Positionen werden nicht zum beizulegenden Zeitwert bewertet (IAS 39 «Finanzinstrumente: Ansatz und Bewertung») und es entsteht dementsprechend kein Effekt auf das Jahresergebnis und das Eigenkapital. Bei den zu Handelszwecken gehaltenen Positionen wird der Value at Risk (VaR) für die offenen Positionen der nächsten 24 Monate mit einem Konfidenzniveau von 99 Prozent aus der historischen 180-Tages-Volatilität der entsprechenden Handelspreisveränderungen ermittelt.

  31.12.2014 31.12.2013
     
Strom, Gas, CO2 5 097 8 863

Zinsänderungsrisiko

Bei Finanzinstrumenten, für die eine Verzinsung vereinbart ist und die zum Fair Value bewertet werden, können sich Bewertungseffekte ergeben. Dargestellt werden die Auswirkungen der gehaltenen Zinsswaps, welche nicht unter die Bewertungsrichtlinie des Hedge Accountings fallen, und der variabel verzinsten Finanzverbindlichkeiten. Die Analyse wurde 2014 und 2013 für eine um 50 Basispunkte höhere respektive niedrigere Verzinsung vorgenommen.

  31.12.2014 31.12.2013
     
Effekt auf Gruppenergebnis und Eigenkapital bei höherem Zinssatz 3 955 4 265
Effekt auf Gruppenergebnis und Eigenkapital bei niedrigerem Zinssatz -4 736 -3 967

Währungsrisiko

Das Währungsrisiko besteht vor allem auf Euro-Positionen bei den Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, derivativen Forderungen beziehungsweise Verbindlichkeiten aus Devisentermingeschäften, flüssigen Mitteln, gruppenintern gewährten Darlehen, offenen Finanzinstrumenten aus Energiehandelsgeschäften sowie bei den langfristigen Finanzverbindlichkeiten. Die Analyse wurde für einen gegenüber dem Stichtagskurs um 10 Prozent höheren respektive niedrigeren Euro-Wechselkurs vorgenommen. Der Stichtagskurs des Berichtsjahres beträgt CHF/EUR 1.2024 (Vorjahr:  CHF/EUR 1.2276).

  31.12.2014 31.12.2013
  Kurs EUR/CHF Effekt Kurs EUR/CHF Effekt
         
Effekt auf Gruppenergebnis und Eigenkapital bei höherem Wechselkurs 1,3226 36 505 1,3504 35 920
Effekt auf Gruppenergebnis und Eigenkapital bei niedrigerem Wechselkurs 1,0822 -36 505 1,1048 -35 920

Auch im Jahr 2014 bestand ein Fixing des Währungskurses CHF zu EUR mit einer Untergrenze von CHF 1.20 seitens der Schweizerischen Nationalbank. Dieses wurde am 15. Januar 2015 durch die Schweizerische Nationalbank aufgehoben.

Compliance-Risiken

Die Geschäftstätigkeit der Repower-Gruppe sowie das sich ständig verändernde gesetzliche und regulatorische Umfeld bergen zahlreiche Compliance-Risiken. Die Compliance-Funktion unterstützt die Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden bei der Identifikation und Handhabung dieser Risiken. Die im Rahmen des jährlichen Risiko- und Kontroll-Bewertungsprozesses identifizierten und bewerteten Compliance-Risiken dienen ihr als Grundlage für die Planung ihrer Aktivitäten. Daneben berücksichtigt sie die sich entwickelnden gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen. Durch Kommunikation, Schulung, Betreuung der Repower-Politik zum Melden von Bedenken und Verstössen, direkter Beratung, der Analyse und Lösung von Fällen trägt sie dem Monitoring und der Berichterstattung zur Kontrolle der Compliance-Risiken bei. Darüber hinaus leistet sie einen wertvollen Beitrag zur Förderung der Compliance-Kultur und des Repower-Verhaltenskodexes.

Die Compliance-Funktion besteht aus dem Group und Country Compliance Officer Schweiz, den voll für die Compliance-Funktion verfügbaren Compliance Officer Italien und den jeweils mit einem Teil ihrer Kapazitäten für Compliance tätigen Compliance Officer in Deutschland, Tschechien und Rumänien. Der Group und Country Compliance Officer Schweiz ist Teil der Enterprise Risk Management (ERM) Funktion. Er führt die Compliance-Funktion gruppenweit in strategischer und fachlicher Hinsicht und kann direkt dem CEO und/oder dem Verwaltungsratspräsidenten berichten.

Die Compliance-Funktion entwickelt ihre Tätigkeiten auf einer soliden, vom Verwaltungsrat erlassenen Grundlage, auf der sie jährlich ein wirksames Compliance-Programm erstellt. Ihr stehen aktuelle und adäquate Systeme zur Verfügung.

Geschäfts- und strategische Risiken

Die Repower-Gruppe bewertet kontinuierlich für jeden Bereich die Unternehmensrisiken. Die Funktionen ERM und Controlling unterstützen diesen Prozess mit ihren unabhängigen Urteilen. Bei der Risikobewertung oder in separaten Prozessen werden die Kontrollen zur Handhabung der Risiken identifiziert, bewertet und verbessert.

Die Repower-Gruppe stützt sich dabei auf eine angemessene und robuste Infrastruktur sowie moderne, praxiserprobte Systeme.

Risiken der finanziellen Berichterstattung

Das interne Kontrollsystem (IKS) wird auf die Risiken der finanziellen Berichterstattung angewandt. Das IKS verfolgt unter anderem das Ziel einer korrekten, vollständigen und zuverlässigen Berichterstattung. Eine Überprüfung und Aktualisierung des Systems erfolgt regelmässig.