REPOWER

Bericht des Verwaltungsratspräsidenten

Dr. Eduard Rikli, Präsident des Verwaltungsrates:

«Repower setzt die Strategie des vertikal integrierten Geschäfts-modells fort und realisiert ausgewählte Projekte.»

Mehr Markt für die Energiewende

Die Energiebranche sieht sich mit einem tiefgreifenden Wandel konfrontiert. Der politisch und gesellschaftlich angestrebte Umbau des Energiesystems ist ambitiös und bringt Unsicherheiten mit sich. Repower teilt den Fokus der bundesrätlichen Energiestrategie 2050 grundsätzlich und sieht darin – kluge Rahmenbedingungen vorausgesetzt – auch Chancen. Die Fördermodelle für erneuerbare Energien sind jedoch so auszugestalten, dass sie die Marktmechanismen nicht aushebeln.

Strom aus neuen erneuerbaren Quellen leistet in Europa mittlerweile einen spürbaren Beitrag an die Versorgung. In Deutschland trugen die Erneuerbaren Energien im Jahr 2012 bereits mit 23 Prozent zur gesamten Stromproduktion bei. Nebst der Wasserkraft hat die Stromerzeugung aus Biomasse, Wind und Photovoltaik in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Diese an sich erfreuliche Entwicklung widerspiegelt den politischen und gesellschaftlichen Willen, bei der Stromproduktion von Energieträgern mit endlichen Vorkommen und von der Kernenergie wegzukommen. Der angestrebte Umbau des Energiesystems birgt allerdings grosse Herausforderungen:

  • Die volatile Einspeisung von Wind- und Solarstrom stellt bisher nicht gekannte Anforderungen an den Netzbetrieb und setzt ausreichende Speicher- und Transportkapazitäten voraus. Zusätzlich müssen die Schwankungen im Stromnetz mit einer dynamischen Verbrauchssteuerung ausgeglichen werden. Dem klugen Zusammenspiel von Verbrauch, Produktion, Speicherung und Transport kommt in Zukunft eine Schlüsselrolle zu.
  • Die Erzeugungskosten von Strom aus neuen erneuerbaren Energien werden im Markt nur teilweise abgebildet, weil sie über Steuern und Abgaben bezahlt werden. Wenn nun die Sonneneinstrahlung und das Windaufkommen hoch sind, fliesst eine grosse Menge an vermeintlich kostenlosem Strom auf den Markt, was die Strompreise künstlich in die Tiefe drückt und nicht-subventionierte Anlagen aus dem Markt drängt. In Deutschland steigt der Förderbeitrag für erneuerbare Energien im Jahr 2013 auf über 5 Eurocent pro kWh, was über dem aktuellen durchschnittlichen Marktpreis von Strom liegt. Dies führt zur paradoxen Situation, dass Investitionen in flexibel einsetzbare Produktionskapazitäten – etwa aus Wasserkraft – heute aus wirtschaftlichen Gründen in Frage gestellt sind.

Markttaugliche Fördermechanismen gefragt

Repower teilt die inhaltlichen Schwerpunkte in der Vernehmlassungsvorlage des Bundes zur Energiestrategie 2050 weitgehend. Die Rolle des Staates sollte sich jedoch auf die Vorgabe von Zielwerten und auf die Gewährleistung von stabilen Rahmenbedingungen beschränken, anstatt die Umsetzung im Detail festschreiben zu wollen. Eine effiziente und nachhaltige Energieversorgung kann nur dann entstehen, wenn die einseitige Sektorbetrachtung «Strom» von einer umfassenden Sichtweise des ganzen Energiesystems abgelöst wird. Insofern sind einseitige Vorgaben für den Stromverbrauch – der weniger als einen Viertel des Endenergieverbrauchs ausmacht – und für die Stromproduktion nicht zielführend.

Die Fördermechanismen sind derart anzupassen, dass Investitionsanreize erhalten bleiben und Effizienzanstrengungen belohnt werden. Die Gestehungskosten müssen am Markt abgebildet werden, andernfalls wird der Subventionsbedarf immer grössere Kreise ziehen. Es ist absurd, wenn für die Versorgungssicherheit nötige Reservekraftwerke auch subventioniert werden müssen, weil sie andernfalls nicht gebaut werden. Eine markttaugliche Alternative zur Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) bietet zum Beispiel das Quotenmodell. In diesem System wird der Anteil an neuen erneuerbaren Energien gesetzlich festgelegt. Die Energieversorgungsunternehmen produzieren diesen entweder in eigenen Anlagen oder kaufen den erneuerbaren Strom zu Wettbewerbspreisen am Markt. Dadurch werden Effizienz- und erneuerbare Produktionspotenziale automatisch in der Reihenfolge ihrer Wirtschaftlichkeit genutzt.

Vertikale Integration in den Schlüsselmärkten

Wie ihre Mitbewerber bekommt auch Repower die Umwälzungen auf dem Energiemarkt zu spüren. Deshalb werden Anpassungen an der Unternehmensstruktur vorgenommen, das Projektportfolio gestrafft und nachhaltige Kostensenkungsmassnahmen umgesetzt. An der Grundstrategie der Unternehmensgruppe ändert sich nichts: Repower hält am Prinzip des integrierten Geschäftsmodells in den Schlüsselmärkten Schweiz, Italien, Deutschland und Rumänien fest. Um die Beschaffung für die Vertriebs- und Handelstätigkeit abzusichern, wird der eigene Kraftwerkspark mit gezielten Projekten ausgebaut. Wir werden die Höhe unserer Anteile an den einzelnen Projekten sowie die zeitliche Gestaltung der Projektentwicklung und -realisierung jedoch überprüfen und anpassen. Die für die nächsten 10-15 Jahre angestrebten Investitionen werden im Vergleich zu den bisherigen Plänen deutlich gesenkt. Repower strebt ein diversifiziertes Produktionsportfolio mit Schwergewicht auf flexibel einsetzbare Anlagen an, wobei wir uns bei der Wahl der Technologien an den Gegebenheiten der lokalen Märkte orientieren. Im Vertrieb reagiert Repower auf die anspruchsvollen Verhältnisse im liberalisierten Markt, indem sie auf die Bedürfnisse von klein- und mittelständischen Unternehmen zugeschnittene Produkte anbietet. Im Heimmarkt Schweiz stärken wir unsere Position dank Kooperationen mit anderen EVUs in den Bereichen Produktion (Repartner AG) und Kundenansprache sowie im Netzbetrieb.

Unveränderte marktwirtschaftliche Ausrichtung

Die Alpiq AG hat im Dezember des Berichtsjahres bekanntgegeben, ihre Beteiligung an Repower im Rahmen ihres Restrukturierungsprogramms abzugeben. Die beiden Aktionäre Axpo und Kanton Graubünden haben beschlossen, vorübergehend je die Hälfte (12,3 %) der bisher von Alpiq gehaltenen Beteiligung zu übernehmen. Die Axpo und der Kanton Graubünden, auf welche sich der bisherige Aktienanteil von 92 Prozent verteilen wird, bilden über einen Aktionärsbindungsvertrag weiterhin eine Aktionärsgruppe. Sie planen, einen neuen strategischen Partner in das Aktionariat aufzunehmen. Die strategische Ausrichtung und die operative Tätigkeit von Repower sind von der Transaktion nicht tangiert. Repower bleibt ein nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführtes Bündner Energieunternehmen.

Den Umbau mitgestalten

Sowohl die erwähnten energiepolitischen Entwicklungen als auch die Wirtschaftslage schaffen ein äusserst ungewisses Marktumfeld. Die Faktoren, welche als Eckwerte für unsere strategische Ausrichtung dienen, sind jedoch unverändert gültig: So wird der Anteil elektrischer Energie bei einem sinkenden Gesamtenergieverbrauch gemäss verschiedenen Prognosen weiter zunehmen. Zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit braucht es Speicherkapazitäten und Reservekraftwerke, welche die unregelmässige Produktion aus den neuen Erneuerbaren aufzufangen bzw. zu ergänzen vermögen. Die Erbringung von Systemdienstleistungen wird an Bedeutung zunehmen.

Repower ist überzeugt, die bevorstehenden Herausforderungen dank ihrer soliden Positionierung zu bewältigen. Sie kann mit ihren Projekten und mit zukunftsweisenden Ideen zur Umgestaltung des Energiesystems beitragen.