Dr. Eduard Rikli, Präsident des Verwaltungsrates (rechts), und Kurt Bobst, CEO:
«Mit ihrer neuen Positionierung als Vertriebs- und Dienstleistungsunternehmen strebt Repower an, die Abhängigkeit vom absoluten Strompreis zu reduzieren.»
Repower beendete das Jahr 2015 mit der Ankündigung ihrer neuen strategischen Ausrichtung. Das Unternehmen stellt sich damit auf den Wandel in der Energiebranche ein und positioniert sich für die Zukunft. Im Berichtsjahr erwirtschaftete die Gruppe in einem anspruchsvollen Umfeld eine Gesamtleistung von 1,9 Milliarden Franken.
Im vergangenen Jahr erarbeiteten die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat in einem intensiven Prozess die neue Unternehmensstrategie 2025. Das übergeordnete Ziel dabei ist, die Abhängigkeit von den tiefen absoluten Energiepreisen zu verringern und vermehrt Dienstleistungen zu vermarkten. Basis dieses Umbaus zu einer Vertriebs- und Serviceorganisation bilden die Kernkompetenzen in den Bereichen Produktion, Netz, Handel und Vertrieb. Gleichzeitig setzen wir stark auf die Zusammenarbeit mit Partnern. Die Eckpunkte der Neupositionierung sind auf Seite 11 dieses Berichts zu finden.
2015 wurde der Energiehandel neu organisiert. Im Zuge dessen zog sich Repower aus den osteuropäischen Märkten zurück und beendete ihre Handelstätigkeit am Standort Prag.
Auch im Berichtsjahr führte das Unternehmen zahlreiche Arbeiten für Dritte durch. So unterhielt es Stromnetze für andere Netzbetreiber, plante die Erneuerung eines Unterwerkes im Tessin und eines weiteren im Unterengadin, entwickelte ein Kraftwerksoptimierungssystem für die Schweizerischen Bundesbahnen und übernahm für Energieversorgungsunternehmen das Portfolio- und Bilanzgruppenmanagement.
Zudem entwickelte Repower 2015 ihre Angebote für die Elektromobilität weiter. Diese bestehen aus privat oder öffentlich nutzbaren Ladestationen für Elektrofahrzeuge sowie sämtlichen dazugehörenden Services wie Installation, Betrieb und Wartung.
Schliesslich vollzog Repower 2015 den bereits im Vorjahr angekündigten Verkauf der Anteile an der Swissgrid AG. Aus der Transaktion flossen dem Unternehmen rund 59 Millionen Franken zu.
Das Berichtsjahr war von einem generell schwachen globalen Wirtschaftswachstum geprägt. Im Energiesektor sanken die auf dem Markt gehandelten Terminpreise für Öl, Gas, Kohle und Strom gegenüber 2014 nochmals drastisch. Dazu kamen die anhaltende Schwäche der Eurozone sowie die Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses im Januar 2015. All diese Faktoren hatten einen massiven Einfluss auf das Jahresergebnis von Repower.
Ferner ist die politische Ausgestaltung der Energiezukunft im Rahmen der vom Bundesrat erarbeiteten Energiestrategie 2050 immer noch Gegenstand parlamentarischer Diskussionen, weshalb verlässliche Orientierungspunkte für die in der Branche tätigen Unternehmen weiterhin fehlen.
Die Repower-Gruppe erzielte 2015 eine Gesamtleistung von 1,9 Milliarden Franken, was einem Rückgang um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das operative Ergebnis (EBIT) belief sich auf - 69 Millionen Franken. Darin enthalten sind Wertminderungen auf dem Gas-Kombikraftwerk Teverola in Italien (50 Millionen Franken) und auf Produktionsanlagen in der Schweiz und in Deutschland (17 Millionen Franken), Rückstellungen für Langfristverträge (2 Millionen Franken), Kernkraftbeteiligungen (3 Millionen Franken) und Wertberichtigungen auf überfälligen Forderungen in Italien (12 Millionen Franken) sowie Kosten im Zusammenhang mit der Einstellung der Handelstätigkeit in Prag (2 Millionen Franken). Das EBIT vor diesen Sonderfaktoren betrug 12 Millionen Franken. Der Reinverlust belief sich auf 136 Millionen Franken, um Sonderfaktoren bereinigt betrug er 47 Millionen Franken. Aufgrund der anhaltend schwierigen Marktlage verringerte sich der Cashflow. Bei einer Bilanzsumme von 1828 Millionen Franken betrug das Eigenkapital 600 Millionen Franken.
Im Rahmen unseres Effizienzsteigerungsprogramms setzten wir seit dessen Start im Jahr 2013 zahlreiche Massnahmen um und erzielten damit nachhaltige Einsparungen von jährlich über 20 Millionen Franken. Einzelne, letzte Projekte aus dem Programm stehen kurz vor dem Abschluss. Die strategische Neupositionierung, die wir beschlossen haben, soll in Fortsetzung des Effizienzsteigerungsprogramms weitere Kostensynergien schaffen.
Auch im Berichtsjahr durften wir auf engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf loyale Aktionärinnen und Aktionäre sowie treue Kundinnen und Kunden zählen. Ihnen und allen weiteren mit dem Unternehmen verbundenen Personen und Partnern gebührt unser herzlicher Dank.
Die Energiebranche wandelt sich und Repower wandelt sich mit ihr: Von der ursprünglich reinen Stromproduzentin wird sie sich auf Basis ihres Know-hows in Produktion, Netz, Handel und Vertrieb nach und nach zur umfassenden Energiedienstleisterin transformieren. Mit dieser neuen strategischen Ausrichtung sinkt die Abhängigkeit vom reinen Strompreis und es wird die Grundlage für eine nachhaltig erfolgreiche Entwicklung geschaffen. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die allgemeine Marktlage in den nächsten Jahren angespannt bleiben wird. Aufgrund der bestehenden Langfristverträge werden sich die anhaltend tiefen Strompreise bis zur Bereinigung des Beschaffungsportfolios auf Repower auswirken, weshalb kurz- bis mittelfristig mit weiterhin tiefen Ergebnissen zu rechnen ist. Wir sind aber überzeugt, mit den strategischen Entscheiden die Weichen für die längerfristige Zukunft richtig gestellt zu haben. Repower verfügt über die nötigen fachlichen Kompetenzen, die Innovationskraft, die Flexibilität und die Kooperationsfähigkeit, um sich den Herausforderungen nicht nur zu stellen, sondern die Chancen daraus zu erkennen und zu nutzen.
Dr. Eduard Rikli
Präsident des Verwaltungsrates
Kurt Bobst
CEO