Verwaltungsratspräsident Dr. Eduard Rikli (links), CEO Kurt Bobst.

Gutes operatives Ergebnis in turbulenten Zeiten

Das erste Halbjahr 2011 stand im Zeichen der politischen Debatte um die künftige Ener- gieversorgung. Repower erachtet es als ihre Aufgabe, sich in die Diskussionen einzubringen und die Energiezukunft mitzugestalten. Die Umwälzungen in den nordafrikanischen und arabischen Ländern und der Unfall in den japanischen Kernkraftwerken führten zu spürbaren Verunsicherungen auf den Energiemärkten. Trotzdem konnten wir den Umsatz auf 1,23 Milliarden Franken steigern. Das gute Betriebsergebnis von 58 Millionen Franken liegt im Rahmen der Erwartung.

Gut gerüstet für die Energiewende

Die folgenschweren Ereignisse in Fukushima vom März haben die energiepolitische Ausgangslage massgeblich verändert. Nicht nur die Diskussion um Nutzen und Risiken der Kernenergie, sondern um die Energieversorgung generell, hat damit eine grosse Dynamik erhalten. In der Schweiz wird sich im Herbst zeigen, ob auch der Ständerat der bundesrätlichen Linie folgt, auf den Bau von neuen Atomkraftwerken zu verzichten. Die eingeschlagene Stossrichtung veranlasst die Energiewirtschaft, die Politik und die Gesellschaft, sich auf den neuen Grundlagen mit der künftigen Ausgestaltung der Stromversorgung auseinander zu setzen. Dazu ist politische Weitsicht gefordert: Es gilt, die Eckwerte der Energiezukunft auf einer sachlichen Basis und im internationalen Kontext festzulegen. Die Rahmenbedingungen müssen so ausgestaltet werden, dass sie Rechtssicherheit bieten und damit Impulse im Bereich der Produktion und der Effizienzsteigerung zulassen, anstatt sie durch eine hohe Regelungsdichte zu behindern. Ausserdem sind Netz- und Speicherkapazitäten unabdingbar für den schrittweisen Ausbau der Nutzung von neuen erneuerbaren Energien in Europa. Aus diesem Grund hat die Anbindung an den internationalen Netzausbau eine hohe Priorität. Schweizerische Sonderlösungen — etwa in Bezug auf Netzgebühren für Pumpspeicher-Kraftwerke — sind zu vermeiden, da sie die Schweizer Energiewirtschaft international massiv schwächen würden.

Repower sieht sich vor dem aktuellen Hintergrund in ihrer Strategie bestärkt. Wir sind weiterhin davon überzeugt, mit unserer geografisch und technologisch diversifizierten Produktion einen Beitrag an die langfristige Sicherstellung der Versorgung zu wirtschaftlichen und zu ökologisch tragbaren Bedingungen zu leisten.

Solides Ergebnis in turbulenten Zeiten

Die Repower-Gruppe konnte die Gesamtleistung im ersten Halbjahr 2011 auf 1,23 Milliarden Franken steigern (+ 12 % gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres). Das Betriebsergebnis (EBIT) belief sich im gleichen Zeitraum auf 58 Millionen Franken und erreicht damit den Vorjahreswert wie erwartet nicht ganz (- 5 %). Angesichts des starken Frankens und der grossen Unsicherheiten am Markt darf dieses Ergebnis als gut bezeichnet werden. Es ist umso beachtlicher, als Repower den grösseren Teil ihres Geschäfts in Euro abwickelt und die ungünstige Währungssituation damit stark auf die Marge drückt. Dieser Effekt konnte teilweise abgedämpft werden, indem Opportunitäten am internationalen Strommarkt genutzt wurden. Die rumänische Tochtergesellschaft von Repower, Elcomex EN, muss zur Zeit ein sehr schwieriges Marktumfeld gewärtigen. Elcomex EN sah sich im ersten Halbjahr 2011 mit signifikanten Veränderungen im Markt konfrontiert, welche zu teilweise negativen Margen geführt haben. Die Neubeurteilung belastete den Halbjahresabschluss mit zusätzlichen Abschreibungen von Goodwill und Kundenwert im Umfang von 27 Millionen Franken. Die damit verbundene Reduktion der Verpflichtung im Zusammenhang mit der vollständigen Übernahme der Elcomex EN brachte eine Kompensation von 13 Millionen Franken «übriger Ertrag».

Dank umfangreichen Währungsabsicherungen beschränkte sich der Finanzaufwand auf die Finanzierungskosten für das Fremdkapital sowie auf die üblichen Transaktionskosten für Bankgeschäfte. Damit verbesserte sich das Finanzergebnis gegenüber dem Vorjahr deutlich. Der Unternehmensgewinn konnte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2010 verdoppelt werden, er beträgt 32 Millionen Franken.

Das Energiegeschäft liegt beim Strom im Rahmen der Vorjahreswerte, beim Gas konnten wir den Absatz stark ausweiten. Die Produktion aus Wasserkraft wurde durch die Trockenheit zu Beginn des Jahres negativ beeinflusst; dieser Effekt wurde durch revisionsbedingte Seeabsenkungen kompensiert. Das Gasgeschäft entwickelt sich erfreulich – der starke Zuwachs steht im Einklang mit unserer Strategie, den Gashandel auszubauen. Im ersten Halbjahr 2011 wurden insgesamt 390 Millionen Kubikmeter Gas umgesetzt, was fast einer Vervierfachung gegenüber dem Halbjahr 2010 entspricht.

Neuste Technik

In der unterirdischen Kavernenzentrale bei Seewis liegt das Herzstück des neuen Kraftwerks Taschinas, die Maschinengruppe. Sie umfasst den Generator, die Turbine und den Kugelschieber, ein Sicherheitsorgan zum Abschluss der Druckleitung.

Weiterentwicklung von Wind- und Wasserkraftprojekten

Repower hat ihre strategischen Projekte im ersten Halbjahr 2011 weiter vorangetrieben. Wichtige Schritte konnten insbesondere im Bereich der Wasserkraft erreicht werden:

  • Pumpspeicherwerk Lagobianco — Arbeiten auf Kurs: Per Ende Februar 2011 hatten alle Konzessionsgemeinden dem Projekt Lagobianco, welches den Bau eines 1000-Megawatt-Pumpspeicherkraftwerks im Puschlav vorsieht, grünes Licht erteilt. Jetzt wird das Konzessionsgesuch zuhanden der Regierung des Kantons Graubünden vorbereitet. Parallel dazu laufen die Detailprojektierungsarbeiten mit dem Ziel, dem Kanton das Genehmigungsprojekt im Winter 2011/2012 vorlegen zu können. Am Lago di Poschiavo haben im Sommer die Arbeiten für einen Sondierstollen begonnen. Dieser dient der Erkundung der geologischen Verhältnisse im Innern des Berges und soll Aufschluss über die mögliche Disposition der Kraftwerkszentrale geben. Sämtliche das Projekt betreffende Aktivitäten werden seit April 2011 über die von Repower gegründete Gesellschaft «Lagobianco SA» abgewickelt. Die Lagobianco SA ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Repower AG. Sie soll zu einem späteren Zeitpunkt für allfällige Projektpartner geöffnet werden.

  • Wasserkraftwerk Taschinas am Netz: Der Bau der neuen Anlage im vorderen Prättigau konnte im April 2011 plangemäss und erfolgreich fertiggestellt werden. Das neue Wasserkraftwerk mit einer installierten Leistung von rund zehn Megawatt ging im Frühjahr ans Netz. Das Kraftwerk Taschinas belegt eindrucksvoll das Bestreben von Repower, die Nutzung der einheimischen Wasserkraft mit ökonomisch sinnvollen und ökologisch verantwortbaren Projekten weiterzuentwickeln.

  • Wasserkraftwerk Chlus: Um das Potenzial der Wasserkraft auch auf der untersten Stufe im Prättigau auszuschöpfen, arbeitet Repower am Projekt «Chlus/Rhein». Das Ziel ist es, das Konzessionsprojekt und den Umweltverträglichkeitsbericht bis Ende Jahr fertig stellen zu können und im Frühjahr 2012 den Konzessionsgemeinden zur Beurteilung vorzulegen.

  • Windpark Lucera im Bau: Das Windkraft-Portfolio von Repower wird um einen weiteren Park auf fünf Windparks erweitert: Das Kraftwerk Lucera in Apulien, Italien, ist mittlerweile im Bau. Der Windpark wird dreizehn Anlagen mit einer installierten Leistung von 26 Megawatt umfassen. Mit der Inbetriebnahme kann in der zweiten Hälfte des Jahres 2012 gerechnet werden. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 45 Millionen Euro.

  • Produktionsbeteiligung stösst auf Interesse: Die Idee von Repower, kleineren und mittleren Elektrizitätswerken eine Beteiligung an einer gemeinsamen Produktionsgesellschaft anzubieten, findet bei letzteren grossen Anklang. Bereits ist ein grosser Teil des Beteiligungsvolumens vergeben — Repower hält daran mit 51% die Mehrheit. Mit diesem Projekt kommt Repower dem Bedürfnis der Versorgungsunternehmungen nach Kooperation im Bereich der Produktionsanlagen entgegen. Längerfristig soll das Kooperationspotenzial auf der ganzen Wertschöpfungskette genutzt werden. Die Beteiligungsgesellschaft soll ab Anfang 2012 operativ sein.

Auch die übrigen strategischen Projekte von Repower wurden planmässig weitergeführt.

Einheitlicher Auftritt von Repower in allen Märkten

Die rumänische Vertriebsgesellschaft Elcomex EN hat im Juli 2011 den Namen und das Erscheinungsbild der Repower-Gruppe übernommen, zu der Elcomex EN seit 2010 gehört. Damit tritt Repower in allen Märkten einheitlich unter dem gleichen Brand auf. Alle Mitarbeitenden der Elcomex EN wurden von Repower übernommen. Wir beurteilen Rumänien als ein Land mit grossen Entwicklungsperspektiven, dem künftig die Funktion einer europäischen Energie-Drehscheibe zukommen kann. Mit dem Renaming unterstreichen wir unser Ziel, mit den Vertriebs- und Handelsaktivitäten im rumänischen Markt weiter Fuss zu fassen. Zudem ist Repower bestrebt, im Sinne ihrer Strategie auch in Rumänien schrittweise Produktionskapazitäten aufzubauen.

Beim Sitz von Repower in Mailand wurde im Juni ein Fall von Veruntreuung aufgedeckt. Einer inzwischen suspendierten Person wird vorgeworfen, Gelder in einstelliger Millionenhöhe veruntreut zu haben. Der Fall wurde den zuständigen Justizbehörden übergeben. Auf die Geschäftstätigkeit der Gruppe wirkt sich der Vorfall nicht aus; auch sind weder Kunden noch Partner betroffen. Es handelt sich um einen bedauerlichen Einzelfall. Ein systematisches Manko bei den Führungs- und Kontrollfunktionen kann gemäss unserer Beurteilung ausgeschlossen werden.

Ausblick

Die Unsicherheiten im Markt — etwa bei den Energiepreisen wie auch bei den Wechselkursen — machen verlässliche Prognosen schwierig. Mit Sicherheit lässt sich nur festhalten, dass das Umfeld auch im zweiten Halbjahr äusserst anforderungsreich bleiben wird. Wir sind jedoch überzeugt, die hohen Wogen dank unserer Positionierung und dem Einsatz unserer Mitarbeitenden erfolgreich zu durchqueren. In Bezug auf das operative Ergebnis halten wir an der im Frühjahr gemachten Aussage fest, wonach wir im 2011 auf tieferem Niveau abschliessen werden als 2010.