REPOWER

Tätigkeitsbericht und Ausblick

DAS BLAUE GOLD

Was einst diesen Namen verdient hat, verliert immer mehr an Wert: Damit die einheimische Wasserkraft wie geplant zur Energiewende beitragen kann, muss sie von verbesserten Rahmenbedingungen profitieren können.

EFFIZIENZPROGRAMM: ZUSÄTZLICHE MASSNAHMEN UMGESETZT

Das laufende Programm zur Steigerung der Effizienz im Unternehmen stützte das Ergebnis im ersten Halbjahr 2014 wesentlich. Der Betriebsaufwand konnte merklich reduziert werden. Für das aktuelle Jahr rechnet Repower mit Einsparungen aus dem Effizienzprogramm in der Höhe von insgesamt rund 17 Millionen Franken. Die Massnahmen im ersten Semester 2014 umfassten die Verkleinerung der Geschäftsleitung, die weitere Vereinfachung der internen Strukturen, laufende Kostenoptimierungen in verschiedenen Bereichen wie Verwaltung, IT und Marketing, eine zurückhaltende Einstellungspolitik und eine Reduktion der Investitionen. Überdies konnte die Vereinfachung der rechtlichen Strukturen von Repower in der Schweiz abgeschlossen werden: Die Zusammenführung der Repower Holding Surselva AG und der Repower Klosters AG in die Repower Schweiz AG wird zu einer Verringerung des Verwaltungsaufwands und zu einer effizienteren Handhabung regulatorischer Anforderungen führen. Auch in Italien wurde Anfang 2014 mit der Integration der Repower Holding Italia S.p.A. in die Repower Italia S.p.A. die Voraussetzung für schlankere Prozesse geschaffen.

QUALITÄT DER ANLAGEN UND SERVICES BLEIBEN ERHALTEN

Repower legt grossen Wert darauf, die Qualität ihrer Leistungen und Kundenservices auch in der aktuellen Situation auf einem hohen Niveau zu halten. Ebenso setzt sie sich dafür ein, ihre Produktions- und Netzanlagen in Graubünden mit sorgfältigen und regelmässigen Unterhaltsarbeiten sowie Erneuerungen in einem guten Zustand zu halten, um die stabile Stromversorgung in allen Regionen zu gewährleisten. So konnten die Gesamterneuerungen der Unterwerke Schiers und Disentis erfolgreich abgeschlossen werden. Im Kraftwerk Campocologno wurde die Grossrevision der ersten Maschinengruppe abgeschlossen, diejenige der zweiten Maschinengruppe wird im kommenden Winter durchgeführt. Ebenfalls in vollem Gang ist die Erneuerung des Unterwerks Pros da God bei Pontresina, sie dürfte im Herbst 2014 beendet sein. Ausserdem sind die Erneuerungen der Hochspannungsleitungen in Disentis und Silvaplana zu erwähnen.

WICHTIGE PROJEKT-MEILENSTEINE ERREICHT – AUSBLICK BLEIBT DURCHZOGEN

Repower erzielte im ersten Semester 2014 bei ihren Kraftwerksprojekten erfreuliche Fortschritte. Im Frühjahr genehmigte die Regierung des Kantons Graubünden die Konzessionen für das Pumpspeicher-Kraftwerk Lago-bianco, das damit eine äusserst wichtige Hürde im Bewilligungsverfahren genommen hat. Gegenwärtig arbeitet Repower am Auflageprojekt und am Umweltverträglichkeitsbericht Stufe 2 mit dem Ziel, das Projektgenehmigungsgesuch als zweiten Schritt im kantonalen Genehmigungsprozess bis Ende Jahr einzureichen. Anschliessend wird Repower die Priorität bei der Projektentwicklung aufgrund der ungünstigen Rahmenbedingungen auf die Erneuerung der bestehenden Anlagen im Puschlav legen, die ebenfalls Bestandteil der Konzessionen sind.

Beim geplanten Wasserkraftwerk Chlus im Prättigau/Bündner Rheintal schloss Repower im Frühjahr das Konzessionsprojekt ab. Elf der zwölf im Projekt involvierten Gemeinden stimmten der Erteilung der Konzession bereits deutlich zu, die letzte Abstimmung steht Ende September an. Chlus ist abgesehen von Pumpspeicher-Projekten aktuell das grösste geplante Wasserkraftwerk in der Schweiz. Das Bundesamt für Energie stufte es deshalb als «Projekt von nationaler Bedeutung» ein, da allein dieses Vorhaben elf Prozent zur anvisierten Steigerung der Wasserkraftnutzung in der Schweiz bis 2035 gemäss Energiestrategie des Bundes beitragen könnte.

Es ist unumstritten, dass neue und flexible Wasserkraft-Kapazitäten zur Umsetzung der Energiestrategie unerlässlich sind. Die für Investitionsentscheide erforderlichen Rahmenbedingungen sind für grosse Wasserkraftwerkprojekte derzeit allerdings nicht gegeben. Repower erhofft sich deshalb von der Politik auf eidgenössischer Ebene, dass rasch angemessene und möglichst marktnahe Lösungen zur Stärkung der Wasserkraft gefunden werden.

Beim Projekt zum Bau eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerks in Leverkusen ist derzeit die Ausarbeitung der Projektdetails mit dem ausgewählten Lieferanten im Gang. Das geplante Kraftwerk ist dank seiner Flexibilität, seinem hohen Wirkungsgrad, der Einbettung im CHEMPARK Leverkusen mit Dampflieferung und der Förderung für Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung ausgezeichnet positioniert. Repower rechnet damit, innert Jahresfrist Entscheide über die nächsten Projektschritte fällen zu können.

Beim Projekt Campolattaro in Italien, das den Bau eines Pumpspeicher-Kraftwerks vorsieht, befindet sich die Umweltverträglichkeitsprüfung in einem fortgeschrittenen Stadium und das Bewilligungsverfahren läuft. Zudem sind Gespräche mit potenziellen Investoren im Gang.

Schliesslich wurde auch das Projekt für eine Merchant Line zwischen dem Bergell und Italien vorangetrieben: Auf italienischer Seite wurde das Bau- und Betriebsbewilligungsgesuch beim Ministerium für Wirtschaftsentwicklung (MSE) eingereicht und das Genehmigungsverfahren damit in die Wege geleitet. Auf Schweizer Seite genehmigte das ewz als Eigentümer der Schaltanlage Castasegna den Netzanschluss und das Bundesamt für Energie hiess den Verzicht auf Durchführung des Sachplanverfahrens gut. Der nächste Schritt sieht vor, dem Starkstrominspektorat (ESTI) das Genehmigungsgesuch für den Bau und den Betrieb der neuen 220 kV-Kabelleitung einzureichen.

KOMPETENZEN FLIESSEN VERMEHRT AUCH IN EXTERNE AUFTRÄGE

Die wichtigen Fortschritte, die Repower in ihren Projekten und in ihren operativen Tätigkeiten erreicht hat, bestätigen, dass das Unternehmen in der Lage ist, grosse und komplexe Vorhaben unter Berücksichtigung der divergierenden Interessen der verschiedenen Anspruchsgruppen erfolgreich voranzutreiben. Repower nutzt diese grosse Erfahrung und ihr Fachwissen, um vermehrt an öffentlichen Ausschreibungen teilzunehmen. Erste externe Aufträge konnte sie sich bereits sichern: In Avegno im Kanton Tessin wird sie für Swissgrid den Ersatz eines 220 kV-Unterwerks planen; Auftragssumme rund 1,3 Millionen Franken. Ebenfalls von Swissgrid erhielt Repower einen Instandhaltungsauftrag für sechs Unterwerke in Süd- und Mittelbünden für den Zeitrahmen 2015-2020 zugesprochen. Hier beläuft sich das Auftragsvolumen jährlich auf knapp 1,4 Millionen Franken. Von St. Moritz Energie erhielt Repower den Auftrag für die Elektro-Ingenieurleistungen und die Planung der Erneuerung des Unterwerks Islas.

Nebst Arbeiten für Dritte in den Bereichen Produktion und Netz führt Repower vermehrt auch Dienstleistungen für andere Schweizer Energie- versorgungsunternehmen aus. Diese reichen vom Bilanzgruppenmanagement und weiteren Handelsdienstleistungen über Services in der Beschaffung und im Verkauf bis hin zur Beratung in allgemeinen Portfolio- management-Fragen.

KNOW-HOW + KOOPERATIONEN = INNOVATIVE LÖSUNGEN

Der Aufbau des neuen Geschäftsfelds «New Tech Business» ist im ersten Semester 2014 mit der Schaffung eines eigenen Bereichs in der Organisationsstruktur von Repower einen konkreten Schritt weitergekommen. Das neue Geschäftsfeld soll das bestehende Kerngeschäft sinnvoll ergänzen. Repower ist überzeugt, dass innovative technische Lösungen und Produkte benötigt werden, um die Energiewende zu realisieren. Die zunehmend dezentrale und unflexible Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenkraft erfordert verbraucherseitig flexible Kapazitäten, Speichermöglichkeiten und energieeffiziente Anwendungen, damit eine intelligente Systemintegration gelingen kann.

Zudem erwartet Repower, dass Brennstoffe wie Öl und Gas vermehrt durch Elektrizität ersetzt werden. Beispiele dafür sind die Substitution von Ölheizungen durch elektrische Wärmepumpen oder die aufkommende Elektromobilität. Auch hier sind effiziente Lösungen und Produkte gefragt.

Ein Beispiel für die intelligente Steuerung von Stromverbrauchern ist das Projekt BeSmart, bei dem durch die Vernetzung von elektrischen Heizsystemen zahlreicher Endverbraucher Regelenergie bereitgestellt wird. Das Projekt, das Repower und Swisscom gemeinsam entwickeln, stösst sowohl bei den Kunden als auch in der Branche auf grosses Interesse. Gegenwärtig sind die erforderlichen Installationen bei den angemeldeten Kunden im Gang.

In Italien verfügt Repower mit der Ladestation PALINA und dem Angebot Verde Dentro, das die Ökostromlieferung mit E-Mobility-Services kombiniert, bereits über zwei Produkte im Bereich der Elektromobilität, die landesweit vertrieben werden. Nach diesem erfolgreichen Einstieg in Italien unternimmt Repower auch in der Schweiz erste Anstrengungen zur Verbreitung der Elektromobilität. Dies soll unter anderem im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Verband hotelleriesuisse Graubünden geschehen, welche die Förderung energieeffizienter und nachhaltiger Lösungen im Tourismusbereich zum Ziel hat.

eFFettiva und VAMPA – so heissen zwei weitere innovative Energieeffizienz-Produkte von Repower, deren Markteinführung in Italien kurz bevorsteht. eFFettiva beinhaltet das Monitoring und die Analyse des Energieverbrauchs über das innovative ELetto-System. Anhand der sorgfältigen Auswertung der Messdaten erkennt Repower Optimierungsmöglichkeiten und damit auch Sparpotenzial beim Energieverbrauch. Bei VAMPA handelt es sich um einen Service für die Erstellung von Wärmebildaufnahmen von elektrischen Anlagen. Diese ermöglichen es dem Kunden, Störungen frühzeitig zu erkennen und die korrekte Installation von neuen Anlagen zu überwachen.

Repower legt in ihrem neu geschaffenen Bereich «New Tech Business» grosses Gewicht auf die branchenübergreifende Zusammenarbeit mit Partnern. Das Unternehmen ist überzeugt, dass diese Kooperationsstrategie im sich wandelnden Energieumfeld zielführend ist. Aus der Verbindung des technologischen Wissens der Partner und des Energie-Know-hows von Repower entstehen Lösungen im Sinne der Energiezukunft.

AUSBLICK

Repower ist mit den ausgewiesenen Fachkompetenzen ihrer Mitarbeitenden, mit ihrer starken Vernetzung über Kooperationen und ihrer Innovationskraft gut positioniert. Die allgemeine Marktlage dürfte kurz- bis mittelfristig aber sehr anspruchsvoll bleiben und die Entwicklung auf den Energiemärkten ist aufgrund der unklaren politischen Rahmenbedingungen schwierig abzuschätzen. Repower geht aus heutiger Sicht davon aus, dass das operative Ergebnis (EBIT) per Ende 2014 wie bereits angekündigt unter dem Wert von 2013 (vor Sondereffekten) zu liegen kommen wird. Mit ihren eingangs erwähnten Stärken und der konsequenten Fortsetzung des Effizienzsteigerungsprogramms verfügt Repower über die nötigen Voraussetzungen, um die gegenwärtig grossen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.




Dr. Eduard Rikli
Präsident des Verwaltungsrats

Kurt Bobst
CEO