REPOWER

Tätigkeitsbericht und Ausblick

Giganten im Wind

Seit Herbst 2012 produziert der neu erstellte Windpark in Lucera (Apulien) Strom. Die Bilder in diesem Halbjahresbericht geben einen Einblick in die neuste Anlage im Produktionsportfolio von Repower.

EFFIZIENZSTEIGERUNGSPROGRAMM ZEIGT ERSTE EFFEKTE

Im Zusammenhang mit dem im letzten Jahr eingeleiteten Programm zur Steigerung der Effizienz kommunizierte Repower im Januar die Massnahmen. Diese beinhalteten unter anderem die Implementierung einer Stammhausorganisation per 1. April 2013, eine Vereinfachung der Organisationsstrukturen sowie eine Reduktion des Personalbestands durch Kündigungen, frühzeitige Pensionierungen und natürliche Abgänge. Ausserdem wurden interne Prozesse vereinfacht und Doppelspurigkeiten abgeschafft. Nicht zuletzt umfasst das Effizienzprogramm eine deutliche Verringerung des Investitionsvolumens in den nächsten 10-15 Jahren, was mit einer Straffung des Projektportfolios einhergeht. Das Effizienzsteigerungsprogramm wird 2014 voll zum Tragen kommen. Ab dann wird Repower dank dieser Massnahmen jährlich rund zehn Millionen Franken einsparen. Erste Effekte waren aber bereits im vergangenen Halbjahr spürbar: So konnte der übrige Betriebsaufwand um knapp sechs Millionen Franken reduziert werden. Zudem wurden auch die Investitionen im 2013 zurückhaltender vorgenommen (- 41 Mio. CHF).

POSITIONIERUNG MIT INNOVATIVEN LÖSUNGEN UND KOOPERATIONEN

Als Ergänzung zum bewährten Geschäftsmodell eines vertikal integrierten Energieunternehmens, das auf der gesamten Strom-Wertschöpfungskette und überdies im Gasgeschäft tätig ist, setzt Repower noch stärker auf zukunftsweisende, innovative Lösungen im Bereich des intelligenten Energiemanagements und der neuen Technologien. Was abstrakt klingt, hat sich in einer Zusammenarbeit mit der Swisscom seit Anfang Jahr konkretisiert: Das Joint-Venture-Unternehmen Swisscom Energy Solutions AG bietet Repower-Kunden die Möglichkeit, ihre elektrischen Heizsysteme in einem virtuellen Kraftwerk zu vernetzen. Dieses stimmt Stromverbrauch, -speicherung und -produktion auf intelligente Weise aufeinander ab. Die so bereitgestellten Systemdienstleistungen tragen zur Netzstabilität und zur effizienten Stromversorgung in der Schweiz bei.

Ebenfalls auf Innovation und Kooperation baut die seit 2012 operative Repartner Produktions AG, an der nebst Repower als Mehrheitsaktionärin acht Energieversorgungsunternehmen (EVU) beteiligt sind. Das Unternehmen, über das EVU Bezugsrechte zu diversifizierter Stromproduktion erwerben können, ist bestrebt, sein Portfolio mit der Beteiligung an weiteren Anlagen schrittweise auszubauen. Derzeit werden die Grundlagen zur Sicherung eines Anteils am geplanten Gas- und Dampfkraftwerk Leverkusen geklärt.

Ein weiteres Engagement von Repower im Zeichen der Innovation siedelt sich im Feld der Elektromobilität an. In Italien brachte Repower im Mai die Ladestation PALINA für Elektroautos und -scooter auf den Markt. Die «PALINA» ist auch im Automuseum in Turin ausgestellt. Ausserdem stehen den Kunden umfassende E-Mobility-Angebote in Kombination mit ihrem Strombezug zur Verfügung. Mit der Inbetriebnahme einer «PALINA» für Elektrofahrzeuge in Grüsch wurde auch in der Schweiz ein erster Schritt in diese Richtung getan.

Repower ist überzeugt, dass die Energiewende nur über eine intelligente Vernetzung der Energiesysteme gelingen kann, und arbeitet deshalb aktiv an entsprechenden innovativen Lösungen.

PROJEKTE IN SCHWIERIGEM WIRTSCHAFTLICHEM UMFELD

Das wirtschaftliche und regulatorische Umfeld für Pumpspeicherwerke ist zurzeit sehr anspruchsvoll und der Ausblick schwierig. Unbestritten ist jedoch, dass Pumpspeicher als «Strombatterien» für das Gelingen der Energiewende über kurz oder lang unerlässlich sind. Repower treibt das Projekt Lagobianco deshalb voran. Lagobianco ist mit der absehbaren Konzessions- und Projektgenehmigung sowie dem technischen Layout gut positioniert. Im Verlaufe der zweiten Jahreshälfte werden weitere Entscheide über die Projektentwicklung getroffen.

Das Wasserkraftprojekt Chlus im vorderen Prättigau ist ein weiteres Vorhaben, das sich durch die eingangs erwähnte marktverzerrende Förderung der neuen Erneuerbaren mit einem Wettbewerbsnachteil konfrontiert sieht. Falls die politisch beeinflussten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen un- sicher bleiben, ist möglicherweise ein sinnvolles Wasserkraftwerk gefährdet, das einen substantiellen Beitrag zur Erreichung der Energieziele von Bund und Kanton leisten könnte. Im ersten Halbjahr 2013 wurden die Arbeiten am Konzessionsprojekt und am Umweltverträglichkeitsbericht Stufe 1 vorangetrieben. In den dreizehn Konzessionsgemeinden sind für das Frühjahr 2014 die Abstimmungen darüber geplant.

Ein wichtiges Teilziel konnte im Projekt zur Erstellung eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerks in Leverkusen erreicht werden. Im März erteilte die Bezirksregierung Köln den immissionsschutzrechtlichen Vorbescheid und sprach dem Projekt damit die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit zu. Weitere wegweisende Schritte stehen noch in diesem Jahr an. Repower rechnet damit, im ersten Quartal 2014 einen Investitionsentscheid fällen zu können.

SALINE JONICHE: VOLKSINITIATIVE GEFÄHRDET ERFOLGREICHE WEITERENTWICKLUNG DES AUSLANDSGESCHÄFTS VON REPOWER

Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, muss der europäische Strommix diversifiziert und ausreichend Grundlast bereitgestellt werden. Es ist deshalb mindestens eine weitere Generation konventioneller Kraftwerke nötig. Vor diesem Hintergrund entwickelt Repower zusammen mit Partnern im kalabrischen Saline Joniche ein Projekt für den Bau eines modernen Kohlekraftwerks. Nach positivem Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung geht der Bewilligungsprozess zurzeit unter der Leitung des italienischen Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Region Kalabrien und den lokalen Behörden weiter.

Das in Italien geplante Kraftwerk, bei dem die neuste verfügbare Technologie eingesetzt wird, ist in der Schweiz Gegenstand politischer Diskussionen. Am 22. September stimmt das Bündner Stimmvolk über eine von Umweltorganisationen lancierte Initiative ab, die eine Verhinderung des Projekts Saline Joniche zum erklärten Ziel hat. Die Initiative wurde von Parlament und Regierung mit grosser Mehrheit abgelehnt. Der Grosse Rat und die Regierung schlagen indes einen Gegenvorschlag zur Initiative vor. Sie betonen, dass die Initiative die unternehmerische Freiheit einer Firma auf gravierende Weise untergräbt, da Repower ihre Projekte im Einklang mit ihrer Strategie in den verschiedenen Schlüsselmärkten plant und bei der Entwicklung wirtschaftliche, ökologische und versorgungstechnische Aspekte sorgfältig abwägt. Es versteht sich von selbst, dass Repower dabei die jeweils geltende Rechtsordnung strikte beachtet und alle Umweltstandards vollumfänglich einhält.

Das Management ist überzeugt, dass Repower bei einer Annahme der Initiative insbesondere in Italien ihre Glaubwürdigkeit als zuverlässige Partnerin verlieren würde. Die Geschäftstätigkeiten in Italien, wo Repower rund die Hälfte ihres Umsatzes und ihres operativen Ergebnisses generiert, würden eingeschränkt. Dies hätte auch negative Folgen für den Wirtschaftsstandort Graubünden, wo Repower nicht zuletzt aufgrund ihrer internationalen Aktivitäten Arbeitsplätze anbietet und Steuern bezahlt. Ausserdem entstünde ein bedenklicher Präzedenzfall für weitere Wirtschafts- und Industriesektoren. Schliesslich würde das Hauptziel der Initianten – das Projekt Saline Joniche zu verhindern – auch bei einer Annahme der Initiative nicht erreicht: Repower ist nur eine von mehreren Aktionärinnen der Projektgesellschaft SEI S.p.A., weshalb das Vorhaben auch ohne Repower umgesetzt werden wird.

Auf www.repower.com/saline können sich Interessierte umfassend über das Projekt informieren.

In Italien hat Repower ein weiteres Kraftwerkprojekt in der Pipeline: Das Pumpspeicherwerk Campolattaro in der Provinz Benevento befindet sich im Genehmigungsverfahren, wobei ein Entscheid frühestens Ende Jahr erwartet wird. Repower will dieses Projekt mit Partnern realisieren und steht dazu in Gesprächen mit Interessenten.

Nebst diesen Projekten nimmt Repower ihre unternehmerische Verant-wortung wahr und tätigt fortlaufend Investitionen zur Erneuerung bestehender Anlagen. So wurde 2013 das Kraftwerk Cavaglia für rund 4,6Millionen Franken umfassend erneuert. Das Betriebsgebäude im Unterwerk Landquart wurde für rund 2,8Millionen Franken einer Renovation unterzogen und mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ausgestattet. Dazu kommen regelmässige Investitionen in den Unterhalt der Netzinfrastruktur.

HERAUSFORDERNDE VORZEICHEN FÜR 2013/2014

Das äusserst angespannte Marktumfeld wird auch in der zweiten Hälfte 2013 und 2014 anhalten. Für das laufende Geschäftsjahr 2013 sowie das folgende Jahr 2014 geht Repower daher weiterhin von sehr anspruchsvollen und schwer prognostizierbaren Rahmenbedingungen aus. Repower erwartet, dass sich die Marktpreise kurz- und mittelfristig nicht erholen werden. Aus heutiger Sicht hält Repower an der geäusserten Erwartung fest, wonach das operative Ergebnis 2013 auf ähnlichem Niveau liegen wird wie jenes im Jahr 2012. Weitere regulatorische Vorgaben und Entscheide sowie politische Weichenstellungen können den Energiemarkt in der Schweiz und in Europa und damit auch das operative Ergebnis massgeblich beeinflussen. Bestehende Produktionsanlagen und laufende Projekte müssen basierend auf den neuen politischen Weichenstellungen laufend auf deren Rentabilität überprüft werden.




Dr. Eduard Rikli
Präsident des Verwaltungsrats

Kurt Bobst
CEO