Finanzkommentar

Erfolgreiche Absicherungsstrategie: Eindrückliche Energiebruttomarge führt zu einem historisch hohen EBIT von 371 Mio. CHF.

Im Jahr 2023 kam es auf den Energiemärkten zu einem deutlichen Preisrückgang. Dies kann beispielhaft am durchschnittlichen Baseload-Strompreis an der Börse EPEX Spot für den deutschen Markt gezeigt werden. Lag dieser Preis für das Jahr 2021 noch bei 97 Euro pro MWh, musste für das Folgejahr durchschnittlich 235 Euro für die gleiche Energiemenge bezahlt werden. Für das Jahr 2023 nahm der Preis dann wieder um mehr als die Hälfte ab und lag bei durchschnittlich 95 Euro pro MWh. Diese Entwicklung steht in starkem Kontrast zum vorangegangenen Jahr, in dem die Preise aufgrund des drastischen Anstiegs der Gaspreise erheblich gestiegen waren. Damals kam es zu einer Verknappung des Gasangebots als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine. Dies führte dazu, dass eine Energieverknappung in Europa erwartet wurde. Diese Verknappung trat glücklicherweise nicht ein.

Die massgeblichen Faktoren für den aktuellen Preisrückgang sind die tieferen Gaspreise, insbesondere begünstigt durch die milden Temperaturen im Winter 2022/2023. Zudem haben auch gesunkene CO2-Preise, eine erhöhte Produktion aus erneuerbaren Energien sowie die generell geringere Stromnachfrage einen beruhigenden Einfluss auf die Marktlage.

Das Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern (EBIT) der Repower beträgt 371 Mio. CHF (Vorjahr: 82 Mio. CHF) und kann als historisch einmalig bezeichnet werden. Das Gruppenergebnis liegt bei hohen 300 Mio. CHF (Vorjahr: 53 Mio. CHF). Der Gewinn pro Aktie beträgt 39,65 CHF (Vorjahr 6,57 CHF). Die Bilanzsumme reduzierte sich deutlich von 3ʼ035 Mio. CHF auf 2ʼ642 Mio. CHF.

Die Eigenkapitalquote steigt von 29 Prozent Ende 2022 auf 43 Prozent Ende 2023.

Umsatzentwicklung und starkes operatives Ergebnis

Die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen der Repower-Gruppe lagen im Berichtsjahr mit 3ʼ340 Mio. CHF um 29% unter dem Vorjahreswert von 4’718 Mio. CHF. Der Rückgang des Nettoerlöses ist insbesondere auf die im Vergleich zum Vorjahr tieferen Strom- und Gaspreise sowie auf die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro zurückzuführen.

Die Energiebruttomarge, welche Repower als Differenz zwischen Nettoerlös aus dem Energiegeschäft und dem Energiebezug definiert, stieg um 121 Prozent bzw. 346 Mio. CHF von 285 Mio. CHF auf 631 Mio. CHF. Die Entwicklung in den beiden operativen Segmenten «Markt Schweiz» und «Markt Italien» verlief sehr unterschiedlich.

Im Segment «Markt Schweiz» erhöhte sich die Energiebruttomarge von 169 Mio. CHF, welche einen positiven Sondereffekt von 18 Mio. CHF aus der Anpassung der Rückstellung für belastende Verträge enthält, um 347 Mio. CHF auf 516 Mio. CHF.

Der bedeutendste Beitrag zum Gesamtergebnis wurde durch das internationale Energiehandelsgeschäft im Segment «Markt Schweiz» geleistet, was massgeblich zum Rekordergebnis der Repower-Gruppe beigetragen hat. Obwohl die Strompreise an den internationalen Märkten im Berichtsjahr stark gesunken sind, konnte sich Repower vor dem Preiszerfall schützen. Dies gelang durch die frühzeitige Absicherung der Produktion zu höheren Preisen.

Prognostizierte tiefere Preiserwartungen sowie veränderte Nutzungsannahmen bei den Wasserkraftwerken führten zu verbuchten Wertminderungen von 16 Mio. CHF, die sich negativ auf das EBIT auswirkten.

Das EBIT des Segments «Markt Schweiz» beläuft sich auf 373 Mio. CHF (Vorjahr: 71 Mio. CHF). Bereinigt um den im Vorjahr verbuchten positiven Sondereffekt von 18 Mio. CHF hat sich das EBIT von 53 Mio. CHF um 336 Mio. CHF auf 389 Mio. CHF sogar versechsfacht.

Die Stromverkäufe des Segments «Markt Schweiz» an das Segment «Markt Italien» haben im Vergleich zum Vorjahr um 158 Mio. CHF von 419 Mio. CHF auf 261 Mio. CHF abgenommen.

Die Energiebruttomarge im Segment «Markt Italien» stieg um 10 Mio. CHF von 108 Mio. CHF auf 118 Mio. CHF, was hauptsächlich auf die Grosshandelsaktivitäten zurückzuführen ist.

Der Materialaufwand und die Fremdleistungen stiegen hingegen um 5 Mio. CHF, insbesondere aufgrund höherer, teilweise inflationsbedingter Unterhaltskosten für das Gaskombikraftwerk Teverola und Aufwendungen für das Agentennetz des Vertriebsgeschäfts.

Die im übrigen Betriebsaufwand verbuchten Wertberichtigungen auf Forderungen gegenüber Endkunden im Vertriebsgeschäft haben gegenüber dem Vorjahr um 9 Mio. CHF abgenommen. Demgegenüber sind die Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Sachanlagen um 8 Mio. CHF höher als im Vorjahr. Im zweiten Halbjahr 2023 kam es in einem im Bau befindlichen Solarkraftwerk in der Gemeinde Melfi, Region Basilikata, zu einem Brand, bei dem mehrere Solarmodule zerstört wurden. Nachts zuvor wurden die Solarmodule einer bestehenden Anlage in der Gemeinde Varmo, Region Friaul-Julisch Venetien, durch Hagel beschädigt. Aufgrund dieser Ereignisse wurde ein Impairment von 3 Mio. CHF verbucht, während im Vorjahr eine Wertaufholung von 4 Mio. CHF auf einem Grundstück verbucht wurde.

Im Segment «Markt Italien» konnte das EBIT von 12 Mio. CHF um 6 Mio. CHF auf 18 Mio. CHF gesteigert werden.

Das EBIT im Segment «Übrige Segmente und Aktivitäten» beträgt –20 Mio. CHF (Vorjahr: –1 Mio. CHF).

Im Segment «Übrige Segmente und Aktivitäten» ist ein negativer Effekt aus der Aufwands- und Ertragskonsolidierung von 2 Mio. CHF (Vorjahr: positiver Effekt von 8 Mio. CHF) enthalten. Es handelt sich um eine währungsbedingte Aufrechnungsdifferenz aus der Verrechnung von Lieferungen und Leistungen der Aufwands- und Ertragseliminierung zwischen den Segmenten «Markt Schweiz» und «Markt Italien».

Ohne die währungsbedingte Differenz aus der Aufwands- und Ertragseliminierung beträgt das EBIT des Segments «Übrige Segmente und Aktivitäten» –18 Mio. CHF (Vorjahr –9 Mio. CHF). Der Kostenanstieg in diesem Segment ist hauptsächlich auf die vorgenommene Wertberichtigung der Beteiligung an der EVUlution AG, höhere Kapitalsteuern, Aufwendungen für die Digitalisierung, einen höheren Personalbestand sowie höhere Abgrenzungen für die Erfolgsbeteiligung der Mitarbeitenden und den damit verbundenen höheren Personalaufwand zurückzuführen.

Im Jahr 2023 stiegen die allgemeinen Zinssätze weiter an, während der Euro gegenüber dem Schweizer Franken weiter an Wert verlor. Diese Zinssteigerungen führten in Verbindung mit höheren Festgeldanlagen zu einem Anstieg der Zinserträge. Gleichzeitig führten die gestiegenen Zinsen zu einem höheren Zinsaufwand. Repower ist es wiederum gelungen, der Kursentwicklung des Euro mit Hilfe von Absicherungsgeschäften entgegenzuwirken und die entstandenen Währungsverluste weitgehend zu kompensieren. Das Finanzergebnis wurde durch die Wertberichtigung der Darlehensforderung gegenüber der EVUlution AG in der Höhe von 2 Mio. CHF belastet.

Bei einem Ergebnis vor Ertragssteuern von 350 Mio. CHF (Vorjahr: 65 Mio. CHF) erhöhten sich die ausgewiesenen Ertragssteuern von 12 Mio. CHF auf 51 Mio. CHF.

Repower schliesst das Geschäftsjahr 2023 mit einem Gruppengewinn in Höhe von 300 Mio. CHF ab (Vorjahr: 53 Mio. CHF).

Vermögenslage

Die Bilanzsumme hat sich gegenüber dem Vorjahr von 3’035 Mio. CHF um 13 Prozent oder 393 Mio. CHF auf 2ʼ642 Mio. CHF verringert, was insbesondere auf die Reduktion des Umlaufvermögens und des kurzfristigen Fremdkapitals zurückzuführen ist.

Das Anlagevermögen der Repower erhöhte sich um 6 Mio. CHF von 989 Mio. CHF auf 995 Mio. CHF. Die Abnahme der Sachanlagen und der immateriellen Anlagen um 9 Mio. CHF wurde durch die Gründung bzw. den Erwerb von zwei Joint Ventures überkompensiert. Die Gründung des Joint Ventures Resol Ciminna S.r.l. mit einem Buchwert von 13 Mio. CHF bezweckt den gemeinsamen Bau und Betrieb einer 63-MW-Photovoltaikanlage in Sizilien. Der Erwerb der 20%-Beteiligung mit einem Buchwert in Höhe von 2 Mio. CHF an der gemeinsam geführten Elettrostudio Energia S.r.l. dient der Umsetzung des Strategieplans der Repower zum Ausbau des erneuerbaren Energieportfolios in Italien, wozu insbesondere die Erfahrung und das bestehende Netzwerk der Elettrostudio Energia S.r.l. beitragen sollen.

Das Umlaufvermögen reduzierte sich von 2ʼ045 Mio. CHF um 19 Prozent oder 398 Mio. CHF auf 1ʼ647 Mio. CHF. Wesentliche Treiber der Bilanzsumme sind die positiven Wiederbeschaffungswerte der Held for Trading-Positionen von 544 Mio. CHF (Vorjahr: 990 Mio. CHF) sowie die negativen Wiederbeschaffungswerte der Held for Trading-Positionen von 395 Mio. CHF (Vorjahr: 939 Mio. CHF). Die Buchwerte der in diesen Positionen enthaltenen Energiederivate reduzierten sich sowohl brutto als auch nach Verrechnung von Energiederivaten, die mit der gleichen Gegenpartei abgeschlossen wurden und mit denen durchsetzbare Nettingvereinbarungen bestehen. Der positive Saldo aus aktiven und passiven Wiederbeschaffungswerten der Held-for-Trading-Positionen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 98 Mio. CHF von 51 Mio. CHF auf 149 Mio. CHF.

Das historisch hohe Gruppenergebnis von 300 Mio. CHF, das die Dividendenausschüttung von 38 Mio. CHF und die verbuchten Währungsverluste von 9 Mio. CHF deutlich übertrifft, führte zu einem Anstieg des Eigenkapitals von 888 Mio. CHF auf 1ʼ141 Mio. CHF und zu einer Eigenkapitalquote von 43 Prozent (Vorjahr: 29 Prozent). Die Eigenkapitalrendite (Gruppengewinn/Eigenkapital) beträgt 26 Prozent (Vorjahr: 6 Prozent).

Das Fremdkapital per 31. Dezember 2023 beträgt 1ʼ501 Mio. CHF (Vorjahr: 2ʼ147 Mio. CHF) und hat um 646 Mio. CHF bzw. 30 Prozent abgenommen. Auch hier ist der Hauptgrund die bereits erwähnte starke Reduktion der Wiederbeschaffungswerte Held for Trading. Die negativen Wiederbeschaffungswerte Held for Trading reduzierten sich von 939 Mio. CHF um 544 Mio. CHF auf 395 Mio. CHF.

Liquiditätslage

Der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit ist gegenüber dem Vorjahr stark gestiegen und beträgt 381 Mio. CHF (Vorjahr: –134 Mio. CHF). Dies ist auf das sehr gute Gruppenergebnis von 300 Mio. CHF (Vorjahr: 53 Mio. CHF) und die geringe Zunahme des Nettoumlaufvermögens in Höhe von –55 Mio. CHF (Vorjahr: –232 Mio. CHF) zurückzuführen. 2023 wurden die durch Repower geleisteten Kautionen des Direkthandels in Höhe von 42 Mio. CHF zurückerhalten (Vorjahr: Zahlungsabflüsse für Kautionen des Direkthandels in Höhe von 96 Mio. CHF).

Der Geldfluss aus Investitionstätigkeit beträgt –234 Mio. CHF (Vorjahr: 48 Mio. CHF) und hat sich damit um –282 Mio. CHF erhöht. Im Jahr 2023 erfolgte ein Nettoinvestitionsfluss in verzinsliche Festgelder in Höhe von –152 Mio. CHF (Vorjahr: 112 Mio. CHF). Die Auszahlungen für Investitionen in Sachanlagen sind 2023 um 16 Mio. CHF höher als im Vorjahr und betreffen insbesondere Ausgaben für Kraftwerke und Netzanlagen.

Der Free Cashflow, der sich als Differenz zwischen dem Geldfluss aus Geschäftstätigkeit und dem Geldfluss aus Investitionstätigkeit ergibt, zeigt sich positiv und beläuft sich auf 147 Millionen CHF (im Vergleich zum Vorjahr: –86 Mio. CHF). 2023 generiert Repower mehr Geld, als es für operative Tätigkeiten und Investitionen benötigt.

Der Geldfluss aus Finanzierungstätigkeit beträgt –63 Mio. CHF (Vorjahr: 11 Mio. CHF). 2023 erfolgte gesamthaft eine Rückzahlung von Finanzverbindlichkeiten inklusive der Bedienung von Zinsen in Höhe von –25 Mio. CHF (Vorjahr: 45 Mio. CHF). Die Dividendenzahlungen 2023 erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 3 Mio. CHF von 35 Mio. CHF auf 38 Mio. CHF.

Die flüssigen Mittel sind gegenüber dem Vorjahr um 78 Mio. CHF von 283 Mio. CHF auf 361 Mio. CHF gestiegen.

Die Kennzahl Nettoverschuldung bzw. Nettoliquidität errechnet sich aus den flüssigen Mitteln, den kurzfristigen Finanzanlagen, den unter den langfristigen Finanzanlagen ausgewiesenen Festgeldanlagen, den kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten sowie den Zinsabgrenzungen. Eine Nettoliquidität wird mit negativem Vorzeichen dargestellt. Die im Vorjahr bestehende Nettoverschuldung in Höhe von 152 reduziert sich 2023 auf eine Nettoliquidität in Höhe von –103 Mio. CHF, dies insbesondere dank des hohen Gruppengewinns in Höhe von 300 Mio. CHF.

Dividende zu Gunsten der Aktionäre

Aufgrund des sehr guten Jahresergebnisses, der starken Kapitalstruktur und der vorhandenen hohen Liquidität der Repower AG und der Repower-Gruppe beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung vom 15. Mai 2024 zusätzlich zur ordentlichen Dividende von CHF 5,00 je Namenaktie eine Sonderdividende von CHF 3,00 je Namenaktie, total CHF 8,00 je Namenaktie.

Ausblick

Das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 war nicht nur für Repower, sondern für die gesamte Wirtschaft eine grosse Herausforderung. Die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten aufgrund des Krieges in der Ukraine, die hohe Inflation und die steigenden Zinsen belasteten die Wirtschaft erheblich. Repower verkauft den Strom aus den eigenen Kraftwerken dank ihrer Absicherungsstrategie weitgehend im Voraus und konnte so ein ausgezeichnetes Ergebnis realisieren.

Für das Jahr 2024 wird weiterhin ein volatiles Marktumfeld mit anhaltenden Herausforderungen, erwartet. Europa bleibt stark von fossilen Brennstoffen abhängig, was die Region generell anfällig für Preisschwankungen und Lieferengpässe macht. Die Produktion 2024 und teilweise darüber hinaus ist abgesichert, gleichzeitig bietet die Energiewende Wachstumschancen für erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Hier ist Repower gut positioniert.

Dennoch bleiben externe Risikofaktoren bestehen. Eine weitere Eskalation des Krieges in der Ukraine und im Nahen Osten, steigende Inflationsraten und Zinsen sowie Wechselkurseffekte im Allgemeinen aber auch regional ausbleibende Niederschläge könnten sich negativ auf die Geschäftsentwicklung von Repower auswirken. Als Unternehmen wird Repower die Entwicklung der Märkte genau beobachten und ihre Geschäftsstrategie bei Bedarf flexibel anpassen, um auf veränderte Rahmenbedingungen proaktiv reagieren zu können.

Repower ist zuversichtlich die Herausforderungen des kommenden Geschäftsjahrs erfolgreich zu bewältigen. Die zu höheren Preisen abgesicherten Verkäufe werden sich im Jahr 2024 positiv auf das Ergebnis von Repower auswirken.

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