Jahresbericht

Vorwort des Verwaltungsratspräsidenten und des CEO

Das Jahr 2016 war ein weiteres Jahr des Wandels für Repower. Sie erhöhte ihr Kapital, erweiterte ihre Aktionärsstruktur und organisierte sich als vertriebs- und serviceorientiertes Unternehmen neu. Das operative Ergebnis (EBIT) war mit 22 Millionen Franken deutlich höher als im Vorjahr.

wichtigste ereignisse 2016

Im Berichtsjahr vollzog Repower erfolgreich eine Kapitalerhöhung, wodurch ihr rund 171 Millionen Franken zuflossen. Dazu beigetragen hat insbesondere das Engagement zweier neuer Investoren, der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) und der UBS Clean Energy Infrastructure Switzerland KGK (UBS-CEIS). Die beiden Unternehmen halten neu Anteile von 28,32 respektive 18,88 Prozent an der Repower AG. Die bisherigen Ankeraktionäre halten 21,96 Prozent (Kanton Graubünden) bzw. 12,69 Prozent (Axpo Holding AG), während Publikumsaktionäre mit 18,15 Prozent beteiligt sind. Ausserdem hat Repower mit der Dekotierung ihrer Titel von der Schweizer Börse SIX und der Einführung von Einheitsnamenaktien anstelle der Inhaberaktien und Partizipationsscheine ihre Strukturen weiter vereinfacht.

Seit Juni 2016 hat Repower zudem einen neuen Verwaltungsratspräsidenten: Dr. Pierin Vincenz übernahm die Leitung des Gremiums von Dr. Eduard Rikli.

Das vergangene Jahr war von der Stärkung der Vertriebs- und Serviceausrichtung im Unternehmen geprägt. Repower will damit neue Geschäftsfelder erschliessen und so unabhängiger vom absoluten Strompreis werden. Einerseits professionalisierte Repower ihre Dienstleistungsangebote für ihre Kunden, andererseits wurde die interne Organisation mit Wirkung auf Anfang 2017 konsequent auf ein Vertriebsunternehmen angepasst. Handel, Netz, Produktion und die Repower-Beteiligungen sind neu im Geschäftsbereich «Leistungserbringung» zusammengefasst. Dort werden die Leistungen erbracht, welche von den Teams des Geschäftsbereichs «Markt» verkauft werden. Schliesslich schuf das Unternehmen per 1.1.2017 den neuen Bereich Produktmanagement.

Einen grossen Erfolg konnte Repower mit der von ihr 2012 gegründeten Produktionsbeteiligungsgesellschaft Repartner Produktions AG erzielen. Repower und die neun weiteren an der Gesellschaft beteiligten Energieversorger schlossen gemeinsam einen langfristigen Energieliefervertrag ab. Die Partner erhalten dank der Vereinbarung Energiebezugsrechte bis 2085 im Umfang von rund 240 Gigawattstunden pro Jahr basierend auf der Produktion der Repower-Kraftwerke Klosters, Küblis und Schlappin im Prättigau. Diese erfreuliche Erweiterung der Zusammenarbeit trug dazu bei, dass Repower ihre Longposition verringern konnte. Nicht zuletzt bedeutet sie eine Stärkung der Partnerschaftsstrategie und ein klares Bekenntnis zur erneuerbaren Bündner Wasserkraft.

171 Mio. CHF

Mittelzufluss aus der 2016 durchgeführten Kapitalerhöhung

240 GWh

Energiebezugsrechte für die Aktionäre der Repartner Produktions AG

Bei der Erneuerung des Kraftwerks Morteratsch im Engadin im abgelaufenen Jahr wendete Repower erstmals ein innovatives Finanzierungsmodell an. Sie ging eine Partnerschaft mit einem Infrastrukturfonds ein, der die Finanzierung der Anlage im Umfang von rund 10,5 Millionen Franken zu einem grossen Teil übernahm, während Bau, Betrieb und Kraftwerkseinsatz in der Verantwortung von Repower liegen.

Schliesslich stieg Repower 2016 wie angekündigt aus ihrem Geschäft Rumänien aus, das sie an die MET-Gruppe verkaufte.

Ein weiteres wichtiges Ereignis war der Marktstart von Plug'n Roll, einem Service im Bereich Elektromobilität. Repower ist dabei, zusammen mit ihren Kunden ein weit verzweigtes Ladenetzwerk für Elektrofahrzeuge sowie damit zusammenhängende Dienstleistungen aufzubauen.

Umfeld

Seit Herbst 2016 war bei den Energiemarktpreisen ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Trotzdem kann noch von keiner nachhaltigen Erholung gesprochen werden. 

Auf politischer Ebene wurde die Bedeutung der Wasserkraft im Rahmen der parlamentarischen Beratung über die Energiestrategie 2050 des Bundes zwar anerkannt. Das Ziel einer nachhaltigen Stärkung dieser einheimischen erneuerbaren Energiequelle ist aber noch längst nicht erreicht, weil die dafür nötigen Rahmenbedingungen für die Stromproduzenten nicht gegeben sind. 2016 war zudem durch weitere energiepolitische Diskussionen wie die Atomausstiegsinitiative geprägt, welche die Branche nicht zur Ruhe kommen lassen.

Der EUR/CHF-Wechselkurs verharrte auf tiefem Niveau – eine grosse Herausforderung für Unternehmen wie Repower, die den Grossteil ihres Geschäfts in Euro abwickeln.

Nicht zuletzt sind die zahlreichen Unruhen und politischen Instabilitäten im Weltgeschehen zu erwähnen, welche die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit verstärkten.

Ergebnisse

Die Gesamtleistung von Repower lag 2016 mit 1,7 Milliarden Franken aufgrund der über das ganze Jahr gesehen tieferen Preise und des schwierigen Markts 8 Prozent unter der Gesamtleistung des Vorjahres. Das operative Ergebnis (EBIT) war mit 22 Millionen Franken hingegen deutlich höher als 2015. Gründe dafür waren erfreuliche Ergebnisse aus dem Day-Ahead- und Regelenergiemarkt in Italien (25 Millionen Franken) sowie Veräusserungen von nicht betriebsnotwendigen Liegenschaften und der Verkauf der Tochtergesellschaft connecta ag (total 12 Millionen Franken). Einige Sondereffekte hatten insgesamt eine negative Auswirkung: Sie umfassten Wertaufholungen auf Produktionsanlagen (+15 Millionen Franken), die Erhöhung der Rückstellungen für Langfristverträge (–1,5 Millionen Franken) sowie Wertanpassungen auf Forderungen im Vertrieb Italien (–22 Millionen Franken). Das Gruppenergebnis betrug –13 Millionen Franken.

1,7 Mia. CHF

Gesamtleistung 2016

22 Mio. CHF

operatives Ergebnis (EBIT) 2016

Das Finanzergebnis wurde aufgrund verschiedener Faktoren negativ belastet (s. Finanzkommentar). Dank der Kapitalerhöhung ist jedoch das Eigenkapital markant auf 763 Millionen Franken gestiegen; die Eigenkapitalquote beträgt solide 44,8 Prozent. Der operative Cashflow liegt bei gegenüber dem Vorjahr deutlich höheren 69 Millionen Franken und übersteigt damit die getätigten Investitionen mehrfach.

strategie

Repower verfolgt in ihrer Strategie eine konsequente Ausrichtung auf Vertrieb und Services. In der Schweiz fokussiert sich Repower nebst ihrem Endkundengeschäft in erster Linie auf die Kundengruppe der Energieversorgungsunternehmen und weitere Partner, denen sie ihre Dienstleistungen und Arbeiten anbietet. In Italien strebt das Unternehmen ebenfalls einen starken Ausbau ihres Vertriebs an. Die Rekrutierung zusätzlicher Verkäufer für das landesweite Vertriebsnetz war 2016 ein erster Schritt in diese Richtung.

Schliesslich treibt Repower weiter intensiv ihre Partnerstrategie voran. Ein Beispiel dafür ist die oben erwähnte Zusammenarbeit im Rahmen der Repartner Produktions AG.

Ein Eckpfeiler der Repower-Strategie ist die Wertsicherung ihrer Wasserkraftanlagen. Mit der beabsichtigten Einbringung der Kaskade Prättigau in die Repartner Produktions AG, der Anwendung eines neuen Finanzierungsmodells für die Erneuerung des Kraftwerks Morteratsch und der Zuführung verschiedener Wasserkraftwerke ins Regime der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) hat Repower in diesem Bereich 2016 wichtige Ziele erreicht.

Im Berichtsjahr bereitete Repower zudem die Emission von zwei «grünen» Schuldscheindarlehen für die Refinanzierung von Teilen ihres erneuerbaren Kraftwerkparks vor. Im Januar 2017 konnte die Transaktion erfolgreich abgeschlossen werden.

Die angekündigten Devestitionen wurden 2016 teilweise bereits umgesetzt (Geschäft Rumänien), andere sind noch in Prüfung.

Dank

Ohne den Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre die Weiterentwicklung von Repower im vergangenen Jahr nicht möglich gewesen. Dafür möchten wir ihnen unseren grossen Dank aussprechen. Ebenso danken wir unseren Kundinnen und Kunden, Partnern und Aktionären für ihr Vertrauen.

Ausblick/Ziele

Repower hat sich mit ihrer in grossen Teilen bereits umgesetzten Vertriebsstrategie und der konsequent danach ausgerichteten neuen Unternehmensstruktur gut für die Zukunft positioniert. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Marktbedingungen in den nächsten Jahren herausfordernd bleiben werden. Für das Jahr 2017 rechnet Repower mit einem operativen Ergebnis vor Sonderfaktoren auf ähnlichem Niveau wie 2015. Ab 2019 zeichnet sich ceteris paribus jedoch eine leichte Erholung ab. Der Grund dafür ist, dass in Deutschland Kraftwerkskapazitäten vom Netz gehen werden, was positive Auswirkungen auf die Preise haben dürfte. Repower wird ihre Vertriebsorientierung konsequent weiter entwickeln und gleichzeitig die Wertsicherung der Wasserkraft vorantreiben. Mit dieser Strategie und der erfolgreich durchgeführten Kapitalerhöhung hat Repower 2016 eine gute Ausgangslage für die zukünftige Entwicklung geschaffen.

Dr. Pierin Vincenz
Präsident des Verwaltungsrates
Kurt Bobst
CEO