Konsolidierte Halbjahresrechnung Repower-Gruppe
Finanzkommentar
Repower schliesst das erste Halbjahr 2022 trotz der gegenwärtigen Verwerfungen auf dem Energiemarkt mit einem soliden operativen Ergebnis ab und erzielt einen Gruppengewinn in Höhe von 33 Millionen Schweizer Franken.
Die Energiepreise sind im ersten Halbjahr 2022 nochmals stark angestiegen und wiesen eine hohe Volatilität aus. Verantwortlich dafür waren in erster Linie die fehlenden Atomstrommengen aus Frankreich, die gestiegenen Preise der europäischen CO2-Zertifikate und die sich nach dem Abflauen der Corona-Pandemie schneller als erwartet erholende Wirtschaft sowie der im Februar begonnene Krieg in der Ukraine.
Hohe Energiepreise sind aus Sicht eines Stromproduzenten grundsätzlich positiv zu bewerten. Aus Handels- und Liquiditätssicht sind die aktuell hohen Energiepreise in Kombination mit der derzeit durch geopolitische Spannungen verursachten hohen Volatilität der Preise anspruchsvoll.
Trotz historisch einmaliger Marktverwerfungen und Unsicherheiten hat Repower ein solides Ergebnis erwirtschaftet. Das Gruppenergebnis der Repower für das erste Halbjahr 2022 beträgt 33 Mio. CHF (Vorjahr: 42 Mio. CHF) und das Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern (EBIT) beträgt 50 Mio. CHF (Vorjahr: 60 Mio. CHF), wobei das Vorjahr durch positive Sondereffekte im Umfang von 23 Mio. CHF geprägt war. Das EBIT der aktuellen Periode beinhaltet positive Sondereffekte in Höhe von insgesamt 16 Mio. CHF. Das um Sondereffekte bereinigte EBIT beträgt somit 34 Mio. CHF (Vorjahr: 37 Mio. CHF).
Umsatzentwicklung und Energiebruttomarge
Die weiteren Preisanstiege wirken sich auf die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen sowie die Energiebeschaffung erhöhend aus. Die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen sowie die Energiebeschaffung der Repower-Gruppe lagen im Berichtszeitraum um 922 Mio. CHF (73 Prozent) bzw. 909 Mio. CHF (82 Prozent) höher und betragen nun 2ʼ186 Mio. CHF bzw. 2ʼ020 Mio. CHF.
Die Energiebruttomarge, die Repower als Differenz zwischen Nettoerlösen aus dem Energiegeschäft und der Energiebeschaffung definiert, stieg von 140 Mio. CHF auf 153 Mio. CHF.
Segment «Markt Schweiz»
Die Gesamtleistung des Segments «Markt Schweiz» ist gegenüber dem Vorjahr um 349 Mio. CHF von 421 Mio. CHF auf 770 Mio. CHF gestiegen. Dazu beigetragen haben unter anderem die Umsätze des Handels. Insbesondere die hohen Preise haben den Umsatz in die Höhe getrieben.
Im Segment «Markt Schweiz» beträgt die Energiebruttomarge inklusive eines positiven Sondereffekts aus der Anpassung der Rückstellungen für belastende Beschaffungsverträge in Höhe von 8 Mio. CHF (Vorjahr: 1 Mio. CHF) 91 Mio. CHF (Vorjahr: 50 Mio. CHF). Vor Sondereffekten ist die Energiebruttomarge somit um CHF 34 Mio. CHF von bereinigt 49 Mio. CHF auf 83 Mio. CHF angestiegen.
Der Anteil der Repower an der assoziierten Gesellschaft EVUlution AG ist mit Eintritt der ewz als neuer Aktionär von 42,8 Prozent auf 36,1 Prozent gesunken. Die im zweiten Halbjahr des Vorjahrs erfassten Wertminderungen in Höhe von 2 Mio. CHF auf Forderungen gegenüber der EVUlution AG konnten 2022 nach ihrer Begleichung über den übrigen betrieblichen Aufwand ertragswirksam aufgelöst werden.
Der Vorjahresvergleichszeitraum enthält insbesondere positive Sondereffekte aus der Überführung des Übertragungsnetzes in Höhe von 20 Mio. CHF, die im übrigen betrieblichen Ertrag ausgewiesen sind.
Das EBIT des Segments «Markt Schweiz» inklusive Sondereffekte beträgt 40 Mio. CHF (Vorjahr: 21 Mio. CHF). Vor Sondereffekte ist das EBIT von 0 Mio. CHF auf 30 Mio. CHF gestiegen.
Segment «Markt Italien»
Die Gesamtleistung des Segments «Markt Italien» ist gegenüber dem Vorjahr um 578 Mio. CHF von 874 Mio. CHF auf 1ʼ452 Mio. CHF gestiegen. Dazu beigetragen haben unter anderem die Umsätze des Handels. Insbesondere die hohen Preise haben den Umsatz in die Höhe getrieben.
Die Energiebruttomarge im Segment «Markt Italien» sank von 90 Mio. CHF um 28 Mio. CHF auf 62 Mio. CHF. Höhere Produktionsvolumen und höhere Preise im Geschäft mit erneuerbarer Energie (Repower Renewable) erlaubten eine gegenüber dem Vorhalbjahr um 2 Mio. CHF höhere Marge zu erzielen. Die Nachfrage nach Regelenergie aus dem Gaskombikraftwerk Teverola ist dagegen erheblich gesunken und lies die Marge aus Regelenergie um 28 Mio. CHF niedriger ausfallen.
Im Zusammenhang mit einem Schadensfall am Gaskombikraftwerk in Teverola aus 2020 hat Repower 2022 eine Zahlung der Versicherung in Höhe von 6 Mio. CHF für die Beschädigung eines Generators erhalten und diese innerhalb der übrigen betrieblichen Erträge im Segment «Markt Italien» erfolgswirksam vereinnahmt. Die für die Beschädigung bzw. für die Ersatzbeschaffung des Generators erhaltene Zahlung wird im Geldfluss aus Investitionstätigkeit ausgewiesen. Der Anteil an der Versicherungsleistung, der dem am Kraftwerk beteiligten Minderheitsaktionär gutzuschreiben ist, ist im übrigen betrieblichen Aufwand in Höhe von 2 Mio. CHF ausgewiesen.
Das Ergebnis des Segments «Markt Italien» enthält somit als Sondereffekte einen Ertrag in Höhe von netto 4 Mio. CHF in Zusammenhang mit dem Schadensfall am Gaskombikraftwerk Teverola sowie Auflösungen von übrigen Rückstellungen in Höhe von 2 Mio. CHF.
Das EBIT des Segments «Markt Italien» inklusive Sondereffekte beträgt 15 Mio. CHF (Vorjahr: 41 Mio. CHF). Vor Sondereffekten ist das EBIT von 41 Mio. CHF um 32 Mio. CHF auf 9 Mio. CHF gesunken.
Segment «Übrige Segmente und Aktivitäten»
Die Gesamtleistung des Segments «Übrige Segmente und Aktivitäten» umfasst im Wesentlichen die Eliminierungen zwischen den Marktsegmenten «Markt Schweiz» und «Markt Italien». Auch hier haben höhere Preise zu höheren Umsätzen zwischen den Segmenten und damit zu höheren Eliminierungen geführt. Die negative Gesamtleistung des Segments «Übrige Segmente und Aktivitäten» inklusive Eliminierungen ist entsprechend von –2 Mio. CHF auf –22 Mio. CHF gestiegen.
Das negative EBIT und damit die Kosten im Segment «Übrige Segmente und Aktivitäten» beträgt
–5 Mio. CHF (Vorjahr: –2 Mio. CHF), wobei das Vorjahr als Sondereffekt einen Ertrag aus einer Schadensersatzleistung in Höhe von 2 Mio. CHF enthält.
Finanzerfolg
Die Auswirkungen der Abschwächung des Euro konnte weitestgehend durch Absicherungsgeschäfte kompensiert werden. Der Finanzerfolg in Höhe von –8 Mio. CHF liegt auf Vorjahresniveau.
Ergebnis vor Steuern
Das Ergebnis vor Steuern liegt mit 42 Mio. CHF 10 Mio. CHF unter Vorjahresniveau. Die Ertragsteuern verringerten sich von 10 Mio. CHF auf 9 Mio. CHF, was einer Erhöhung des effektiven Ertragssteuersatzes von 19 Prozent auf 21 Prozent entspricht.
Vermögens- und Liquiditätslage
Die Bilanzsumme zum 30. Juni 2022 erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresende von 3ʼ982 Mio. CHF um 371 Mio. CHF auf 4ʼ353 Mio. CHF. Die Bilanzverlängerung ist insbesondere auf den Anstieg der Marktpreise für Energie zurückzuführen. Die positiven und negativen Wiederbeschaffungswerte sind um 683 Mio. CHF bzw. 662 Mio. CHF gestiegen und konnten durch gegenläufige Entwicklungen anderer Bilanzpositionen nur teilweise kompensiert werden.
Repower hat im ersten Halbjahr 2022 ein Gruppenergebnis von 33 Mio. CHF erwirtschaftet, Dividenden in Höhe von insgesamt 34 Mio. CHF ausgeschüttet sowie aufgrund des sich abschwächenden Euro Umrechnungsverluste in Höhe von 8 Mio. CHF im konsolidierten Eigenkapital erfasst. Repower verfügt somit nach wie vor über eine sehr solide Eigenkapitalbasis in Höhe von 874 Mio. CHF (Vorjahr: 883 Mio. CHF). Die Eigenkapitalquote ist jedoch aufgrund der gestiegenen Bilanzsumme, insbesondere getrieben durch gestiegene Energiepreise, von 22 Prozent auf 20 Prozent gesunken.
Die Handelsaktivitäten der Repower erfordern aufgrund börsenrechtlicher oder individueller Regelungen die temporäre Hinterlegung von Sicherheitsleistungen. Im derzeitigen Marktumfeld, geprägt durch hohe Preise und Volatilität der Preise, können die Sicherheitsleistungen beträchtliche Beträge annehmen. Steigende oder fallende Marktpreise führen zu kurzfristigen Anpassungen der Sicherheitsleistungen. Mit Auslaufen der Geschäfte bzw. Lieferung der Energie fliessen die Gelder wieder an den Sicherungsgeber zurück. Repower erhält und zahlt Sicherheitsleistungen.
Netto betrachtet musste Repower im ersten Halbjahr 132 Mio. CHF Sicherheitsleistungen erbringen bzw. erhaltene Sicherheitsleistungen zurückzahlen, was sich über die Veränderung des Nettoumlaufvermögens auf den Geldfluss aus Geschäftstätigkeit und den Geldbestand sowie die Nettoverschuldung auswirkt. Der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit beträgt –150 Mio. CHF (Vorjahr: +92 Mio. CHF).
Der Geldfluss aus Investitionstätigkeit beträgt +24 Mio. CHF (Vorjahr: –48 Mio. CHF) und ist somit 72 Mio. CHF höher ausgefallen. Insbesondere wurden Desinvestitionen in kurz und langfristige Finanzanlagen netto in Höhe von 42 Mio. CHF (Vorjahr: 0 Mio. CHF) getätigt. Die Einzahlung aus Devestitionen vollkonsolidierter Gesellschaften in Höhe von 10 Mio. CHF betreffen die am Vorjahresende unter der Position «Übrige Forderungen» erfasste Forderungen aus Kaufpreisanpassung der Überführung des Übertragungsnetzes.
Die flüssigen Mittel haben gegenüber dem Vorjahresende um 172 Mio. CHF abgenommen und betragen zum Halbjahresende 198 Mio. CHF. Die Nettoverschuldung beträgt neu 101 Mio. CHF (Vorjahresende: –97 Mio. CHF).
Hohe Preise, Volatilitäten und damit verbundene Markt- und Kreditrisiken sowie generelle Versorgungssicherheitsfragen waren die dominierenden Themen im ersten Halbjahr. Ein Ende der Verwerfungen auf dem Energiemarkt ist derzeit nicht absehbar. Es ist davon auszugehen, dass weiterhin ein erhöhter Liquiditätsbedarf für den Handel besteht. Die in der Vergangenheit erarbeitete Nettoliquidität erweist sich gegenwärtig als hilfreich und verschafft Repower eine gute Ausgangslage für dieses nicht nur aus Liquiditätssicht anspruchsvolle Jahr. Durch die Auswahl geeigneter Instrumente und ihren guten Zugang zum Kapitalmarkt wird Repower ihre Finanzposition weiter aktiv gestalten.
Sich weiter verschärfende ungünstige ökonomische Bedingungen und der Anstieg der Energiepreise können die Gegenparteirisiken erhöhen. Ausfälle von Gegenparteien würden sich negativ auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage auswirken.